Sri Ramakrishna & Rabindranath Tagore – Spiegelungen von Martin Kämpchen (aktualisiert)

Cover der Ausgabe:
Boston & London: Shambhala 1992, XVII, 314 pp., index


Der aus Bengalen stammende Ramakrishna eigentlich: Ramakrishna Chattopadhyay, (18.02.1836  – 16.08.1886) ist einer der bedeutendsten indischer Mystiker.
Er erhielt den Ehrentitel „Paramahansa ( =
 „oberster Schwan“.

Bereits in seiner Kindheit berichtete Ramakrishna von spirituellen Visionen. Er wurde mit sechzehn Jahren von seiner Familie zum Geldverdienen zu seinem Bruder Ramkumar nach Kolkata gesandt, der dort als Priester tätig war und eine Sanskrit-Schule betrieb. Ramakrishnas Hingabe bei der Versenkung in die Anbetung der Götter war auffällig und ungewöhnlich. Er begnügte sich nicht damit, Mantren zu rezitieren, sondern soll die Gegenwart der Göttin gespürt und sie so lange angebetet haben, bis sie sich ihm offenbarte. Dem Geldverdienen gegenüber zeigte er eine völlige Abneigung. Durch besondere Umstände wurde er schließlich Priester im Tempelkomplex von Dakshineshwar am Ganges, einem nördlichen Vorort von Kolkata. Dort gab es zwölf Shiva-Tempel, einen Radha-Kanta-Tempel (Krishna und Radha gewidmet) und als Haupttempel den Kali-Tempel. Kali wird dort als Retterin der Welt (Bhavatarina) verehrt. Ramakrishna wurde Priester des Kali-Tempels und widmete sich mit charakteristischem Eifer seiner Aufgabe. Damit begann für ihn eine intensive spirituelle Suche.“ (Wikipedia)


>>> Auswahl einzelner Worte


Ergänzungen 
  • Solange LeMaître: Ramakrischna mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten.
    rororo Bildmonograpien 60.
    Reinbek b. Hamburg: Rowohlt 1963 u.ö., 185 S., Abb., Register
  • Marc de Medt: Ramakrishna, un sage en Inde.
    Paris: Le Courrier du Livre 1994, 190 pp.
  • Martin Kämpchen (Übers., Einl. aus dem Bengalischen):
    Sri Ramakrishna. Ein Werkzeug Gottes sein.
    Gespräche mit Schülern. Zürich: Benziger 1988, 213 S.

Die in diesen Zusammenhang gehörende herausragende Persönlichkeit ist

Rabindranath Tagore (1861-1941)

>>> Zitate von Tagore

Clouds come floating into my life from other days no longer to shed rain or usher storm but to give colour to my sunset sky.

Wolken kommen aus anderen Tagen in mein Leben, nicht mehr um Regen oder Sturm herbeizurufen, sondern um meinem Sonnenuntergangshimmel Farbe zu verleihen.

Tagore um 1925 (wikipedia.en)



Buchbesprechung zu Ramakrishna

Ramakrishna: Leben und Gleichnis.
Die Botschaft des
größten indischen Heiligen.

Auswahl und Übersetzung der Texte:

Ursula von Mangoldt.
Bern u.a.:
Scherz (für O.W. Barth)
1979, 3. Aufl., 145 S.


In diesem Buch hat die Meditationslehrerin Ursula von Mangoldt (1904 – 1987) Texte des
berühmten indischen Philosophen und Heiligen Ramakrishna (1836-1886)
zusammengestellt. Sie beziehen sich auf das Verhältnis Gott – Mensch im Sinne
von Wirken und Bewirktwerden. Gott ist dabei der Wirkende. Das Ich (Maya
genannt) steht diesem Wirken Gottes faktisch im Wege, weil es nicht von
vornherein auf die Wirkgnade eingestellt ist. Der Seelenführer, der Guru, weiß
um diese Problematik. Er hat erfahren, dass das Ich in ihm selbst getötet
wurde. Darum ist er frei. Er kann dem Suchenden die dunkle Wolke
des
Ich-Bewusstseins wegziehen und ihn
damit in das strahlende Licht Gottes führen.


Von der Unwissenheit zur Erkenntnis
Letztlich
kommt der Mensch jedoch zu sich selbst, wenn er des Unendlichen ansichtig wird.
Da nun Gott in allem wirkt, aber unterschiedlich stark und an unterschiedlichen
Orten, muss der Weg von der Unwissenheit zum Wissen gehen. Auch die falschen
Mächte müssen durchschaut werden.
Wenn
aber ein Mensch zur vollkommenen Erkenntnis durchdringt, wird er in der
Vielfältigkeit das eine göttliche Bewusstsein erkennen. Göttliches Bewusstsein
und Weltall lassen sich in diesem Zusammenhang nicht mehr trennen; der Mensch
taucht vielmehr darin ein, und die Subjekt-Objekt-Spaltung löst sich auf. Da
aber die Macht, mit der sich das göttliche Bewusstsein offenbart, einmal groß
und das andere Mal klein ist, bedarf es einer intensiven Lebensführung, die
sich auf solche ungewöhnlichen Erkenntnisse einstellt. Dazu gehört innerer
Verzicht.
Die Erfahrung der Freiheit
Die
Hingabe an Gottes Willen führt plötzlich oder schlussendlich in die Befreiung. „Befreiung
wird nur dem zuteil, der Gott gefunden hat. Ein gekochtes Reiskorn keimt nicht mehr.
Der im Feuer der Erkenntnis ‚Gekochte‘ kann am Weltspiel nicht mehr
teilnehmen.“ (aaO S.72)
Zum
Verständnis einer solchen Lebensentwicklung, die über viele Wandelbarkeiten führt, 
legt Ramakrishna Geschichten vor. Er spricht dort auch die Möglichkeiten der mehrfachen Wiedergeburt an. Sie führt schließllich zu einem führt, das eigentlich kein lokales Jenseits ist, sondern eine unendliche
Sphäre.

Der Heilige Narada erlebt angesichts der faktischen Lebensschwierigkeiten im Alltag Hindernisse auf dem Wege zur Befreiung.  In tiefer Demut nähert er sich dem  wahres Gottesverständnis an – es ist eine Gotteserkenntnis durch
schlichtes Gedenken:
Narada – oder die Schwierigkeiten, Gottes zu gedenken
Eines Tages schlich sich Eitelkeit in
das Herz des göttlichen Weisen Narada ein, und er meinte, es gäbe keinen, der
frömmer sei als er. Vishnu, der Gott, der seine Gedanken las, sprach zu ihm
„Narada, gehe dorthin, wo ein Verehrer von mir lebt, und suche Narada machte
sich auf den Weg früh am Morgen aufstand, einmal auf das Feld ging, den Boden
einmal den Namen Hari und ging dann zu Bett.
Wie kann ein solcher Bauer ein Liebhaber
Gottes genannt werden, dachte Narada bei sich. Er ist tief in weltliche Dinge
verstrickt, und es fehlt ihm jedes Zeichen der Frömmigkeit.
Als er wieder zu Vishnu zurückkam, berichtete er von
seiner neuen Bekanntschaft. Der Herr aber befahl ihm, eine Schale mit Öl, bis
zum Rande gefüllt, um die Stadt herum zutragen und sie wieder zurückzubringen,
ohne auch nur einen Tropfen zu verschütten.
Narada
tat, wie ihm befohlen. Bei seiner Rückkehr fragte ihn der Herr: „Nun, Narada,
wie oft hast du dich auf dem Weg meiner erinnert?“
„Nicht
ein Ma“‘, gab Narada zur Antwort.“Wie hätte ich dies tun können, nachdem ich
alle Aufmerksamkeit auf die Schale richtete, die fast überlief?“
Da
sprach der Herr „Diese eine Schale mit Öl hat deine Aufmerksamkeit so sehr
abgelenkt, dass selbst du mich vollkommen vergessen hast. Nun denke an den
Bauern, der trotz seiner schweren Pflichten zweimal des Tages meiner gedachte“
(aaO S. 74.)
Diese Geschichten aus dem
Leben Ramakrishnas, die Begegnung mit seinem Schüler Vivekananda, der durch das
Parlament der Weltreligionen in Chicago 1893 berühmt wurde und die scheinbar so
einfachen und doch tiefsinnigen Gottesgleichnisse machen dieses Buch zu einer
Ermutigung, Gott in anderen Religionen zu begegnen.
Reinhard Kirste
Rz-Ramakrishna,
bearb. 11.03.2018 , Vorfassung ICT 5 (1995), S. 8



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