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Arabisch: Frieden |
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(Klett-Cotta 2015, 100 S.)
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Bericht in der „Welt“ vom 16.04.2015 anlässlich der Veröffentlichung der französischen Ausgabe:
zusammengefasst in der NZZ online, 22.01.2015
La laïcité n’est pas une opinion,
c’est la liberté d’en avoir une.
Die Laizität ist keine Meinung, es ist die Freiheit, eine Meinung zu haben (Comité Laïcité République)
provozieren aber nicht nur friedliche Äußerungen der Missbilligung.
sondern erneut Gewalt!
von Berichten, Reden, Briefen und Reaktionen
- Berliner Imame machen deutlich: Auch wenn sie „nicht Charlie sind“ und die Mohammed-Karikaturen nicht billigen, so sollen Muslime bereit sein, diese im Sinne der Meinungsfreiheit zu ertragen (Morgenpost, 25.01.2015)
- Atef Botros (Universität Marburg): Allianz des Schreckens.
Islamismus und Islamophobie (Qantara.de, 19.01.2015) - Muslimische Mahnwachen vor Medienhäusern in NRW
– mit dabei Bekir Alboga, Generalsekretär von DITIB. T-Online, 17.01.2015 - Die Mohammed-Karikatur der neuesten Nummer von Charlie Hebdo provoziert wiederum Gewalt. T-Online, 17.01.2015
- Interview mit dem arabischstämmigen Karikaturisten Khalil.
Niemals einschüchtern lassen! Qantara.de, 12.01.2015 - Einladung von Prof. Dr. Leonard Swidler (Philadelphia)
an die muslimischen Freunde in
Indonesien – einen Millionen-Friedensmarsch zu veranstalten
– ähnlich dem in Paris (Yahoo, Trialogue Group 16.01.205) - Zum Bedenken: Zwischen Blasphemie und Freiheit
Prof. Dr. Martin E. Marty (Chicago): Blasphemy and Freedom. Council for a Parliament of the World’s Religions
(CPWR), Blog, 13.01.2015 - Islamische Reaktionen:
Absage an den Terrorismus, aber auch Kritik
an den neun Mohammed-Karikaturen. Spiegel online, 15.01.2015 - Blick in die neue Nummer von Charlie Hebdo, SZ 14.01.2015
- Zur Erinnerung: Titelseite von Charlie Hebdo am 08.11.2011:
Die Liebe ist größer als der Hass! - Erklärung bekannter Karikaturisten
gegen die Vereinnahmung durch Pegida blieb in Dresden leider ungehört!, Facebook, 11.01.2015
vgl. Bericht zum sog. Pegida-Trauermarsch
am 12.01.2015 in Dresden,
FAZ online, 13.01.2015 - Weit mehr als 3 Millionen Menschen demonstrieren
für Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit/Schwesterlichkeit
in Frankreich. Le Monde, 11.01.2015 - Lassa Bathily, Held des jüdischen Supermarkts, der Geiseln rettete,
Spiegel online, 12.01.2015 - Rede von Ministerpräsident Valls vor dem jüdischen Supermarkt,
wo 4 Geiseln starben –
„Frankreich ohne Juden, wäre nicht mehr Frankreich“ Hagalil.com, 11.01.15 - Streit um Veröffentlichungen von Charlie Hebdo, Spiegel online, 07.01.15
- Zur Chronologie des Anschlags, FAZ online, 08.01.15
- Geiselnahme und Tote bei der Erstürmung des jüdischen Supermarkts in Paris. Focus online – Live Ticker, 10.01.2015
- Interview mit dem Geiselnehmer vor der Tat. T-Online, 10.01.15
- Die Redakteure und Zeichner: L’Express mit Fotos (07.01.15)
- Die weniger bekannten Ermordeten: L’Express mit Karikaturen (08.01.15)
- Der ermordete muslimische Polizist. Eyewitness News, Südafrika (08.01.15)
- Darstellung in Zeit online, 07.01.2015: Je suis Charlie
- Pressestimmen und Cartoons, zusammengefasst in Focus online, 09.01.2015
- Interview mit Prof. Mouhanad Khorchide
anlässlich des Pariser Attentats im Kölner Stadtanzeiger, 09.01.2015 - Bericht zur aktuellen Situation aus der Sicht von
Prof. Mouhanad Khorchide: „Die vergessene Seite des Islam“.
New York Times, 09.01.2015 - Fareed Zakariya: Blasphemy and the law of fanatics.
Washington Post,08.01.2015 - Rat muslimischer Studierenden & Akademiker.
Stellungnahme zum Anschlag in Paris, von Kaan Orhon, 07.01.2015 - Stellungnahme der Akademie der Weltreligionen (AWR)
der Universität Hamburg zu den Anschlägen in Paris (12.01.2015) - Prof. Dr. Katajun Amirpur (stellv. Direktorin der AWR):
So eine Verteidigung braucht mein Prophet nicht
(Wortlaut der Rede vom 10.01.2015) - Vortrag des INTR°A-Projektpreisträgers 2014,
Prof. Dr. Johannes Lähnemann, zum Thema:
Terrorismus ist keine Religion.
Die Erfahrung der Gewalt und die Arbeit am Frieden (Dezember 2014)
Wir möchten im Gedenken an die Ermordeten und an alle Betroffenen nicht nur unser tiefes Mitgefühl ausdrücken, sondern versichern, dass wir uns im Sinne der versöhnenden Kraft in allen Religionen für aktive Toleranz weiterhin einsetzen werden.
Unser Mitglied, Dr. Bekir Alboga, hat uns bereits am 07.01. die Erklärung des Vorstandes der Türkisch-Islamischen Union (DITIB Köln) übermittelt, die sofort auf der INTR°A-Willkommensseite veröffentlicht wurde:
Am heutigen Tage um 11 Uhr hat sich in der französischen
Hauptstadt Paris bei dem
Satiremagazin „Charlie Hebdo“ ein
terroristischer
Akt ereignet.
Diesen grausamen Angriff auf „Charlie Hebdo “ verurteilt
die
Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. (DITIB) auf das
Schärfste.
Diesen Terroranschlag, bei dem insgesamt 12 Menschen, einschließlich 2
Polizisten,
ihr Leben verloren und viele verletzt wurden,
bewerten wir
als Angriff auf die Menschheit.
Dies ist niederträchtig und absolut
inakzeptabel.
Unser aller Schöpfer gebietet die Achtung seiner vielfältigen Schöpfung.
Die Unverletzlichkeit des Menschen, seiner Würde
und seiner Integrität
ist darin zentral.
Wir teilen den Schmerz der Menschen in Frankreich und der Angehörigen
derer,
die bei diesem terroristischen Angriff ihre Leben verloren.
Beileidsbekundung des INID-Instituts Hamm vom 07.01.2015
– in Verbindung mit INTR°A-Mitglied Muhammet Mertek
Rundmail vom Koordinator des Interreligiösen Forums Lüdenscheid
und INTR°A-Mitglied Achim Riggert, 09.01.2015
Liebe Freundinnen und Freunde des interreligiösen Dialogs!
Und insbesondere: Liebe muslimischen Freundinnen und Freunde!
Ich glaube, uns alle hat die Nachricht von dem schrecklichen Attentat in
Paris tief erschüttert und entsetzt. Es ist furchtbar, wenn Haß und
Fanatismus zu solch mörderischen Taten führen!
Ebenso schlimm ist es, wenn dieser Anschlag jetzt dazu benutzt wird,
pauschale antiislamische Ressentiments zu schüren – wie es z.B. die
Initiatoren der sogenannten „Pegida-Bewegung“ auf ihre Fahnen
geschrieben haben! Ich bin froh, dass wir alle – nicht zuletzt durch die
intensive und freundschaftliche Zusammenarbeit in unserem Forum –
wissen, dass ein solches Attentat wie das von Paris nichts, aber auch
gar nichts mit dem Islam zu tun hat! Im Gegenteil: Es lästert den Gott
und seine Gebote, an den wir gemeinsam glauben! Zugleich hat es nichts
mit dem zu tun, was die übergroße Mehrheit der Muslime in Deutschland
und in Europa anstreben und vorleben!
Ich möchte deshalb Ihnen, liebe muslimischen Freundinnen und Freunde, im
Namen des Forums meine tiefe Solidarität aussprechen und Ihnen
versichern, dass wir alles dafür tun werden, dass dieses Attentat nicht
pauschal mit dem Islam und der übergroßen Mehrheit der friedliebenden
Muslime in unserem Land in Verbindung gebracht wird! Lassen Sie uns
gemeinsam weiterhin für ein friedliches Zusammenleben in einem „bunten“
Deutschland eintreten, in dem nicht nur der Islam, sondern auch viele
andere Glaubensgemeinschaften ihren Platz und ihre Heimat haben! Ich
freue mich jedenfalls sehr auf die weitere Zusammenarbeit!
wann ist der richtige Zeitpunkt, um etwas Erfreuliches und
Positives zu teilen? Gibt es einen Tag oder auch nur eine Stunde, wo
nicht etwas Schreckliches passiert? Ist es nicht schrecklich, dass in
einigen Ländern seit Jahrzehnten Krieg herrscht, gefolgt von Mord,
Vergewaltigung, Folter, Vertreibung…? Ist es nicht schrecklich, das in
so vielen Ländern Hunger herrscht und alle drei Sekunden ein Kind an
Hunger stirbt? Ist es nicht schrecklich, dass wir in einem Land leben,
dass so grausame Kriege hinter sich hat und dennoch weiterhin zu den
größten Produzenten und Exporteuren von Waffen zählt?
Opfer sind immer Opfer von Tätern. Täter sind häufig selbst
Opfer von Tätern, von Tätern, von Tätern… Die große Preisfrage lautet:
Wer ist schuld? Unsere erste Reaktion ist doch häufig die Frage nach den
Schuldigen. Denn es ist auffällig, dass bei Taten, wie etwa gestern in
Paris, den Tätern eine größere Aufmerksam geschenkt wird, als den
Opfern? Wer sind die Todesopfer und die Verletzten? Wie geht es gerade
ihren Familienangehörigen? Wie groß ist gerade der Schmerz, den sie
ertragen müssen? Wie können wir ihren Schmerz lindern? Was wird
eventuell aus ihren Partnern und Kindern, sofern sie welche haben?
Ich selbst stelle mir auch immer wieder die Frage: Wem nützen solche Verbrechen?
Zurück zu den Opfern: Verdient ein Mensch wirklich den Tod,
selbst wenn er sich über Gott, den Propheten, den Koran lustig macht,
etwa durch Satire? Mir ist weder ein eindeutiger noch ein mehrdeutiger
Koranvers dazu bekannt. Was haben die ersten Muslime in den ersten 12
Jahren in Mekka nicht alles an Spott, Folter, Boykott, Mord und
Vertreibung ertragen müssen? Dass sich irgendwelche Leute über den Islam
lustig machen, ist doch nichts Neues. Der Prophet wurde bereits von
seinen Zeitgenossen als Dichter verspottet oder als Besessener
beschimpft. Ich erinnere mich an Überlieferungen, wo der Prophet direkt
beleidigt wurde: Abu Djahl sagte zum Propheten: „O Muhammad, ich kenne
in deiner Sippschaft niemanden, der hässlicher ist als du“. Doch was war
die Reaktion des Propheten? Er sagt: „Du hast Recht…“ Als ein Mann den
Propheten beleidigte und der Prophet schwieg, schimpft sogar seine Frau
und sagte: „Warum hast du dir das gefallen lassen…?“ Was aber sagte der
Prophet: „O Aischa! Hast du je ein schlimmes Wort aus meinem Mund
gehört?“
Gerade an Tagen wie diesen, ist es notwendig, sich den
Grundsätzen des Islam bewusst zu werden: Mord und Selbstmord gehören zu
den größten Sünden (dazu gib es wiederum eindeutige Verse im Koran). Das
Töten ist nur zur Selbstverteidigung oder in Notwehr erlaubt. Selbst im
Kontext des Krieges gilt: Wer sich nicht an der Kampfhandlung
beteiligt, ist zu verschonen (Beispiel: Zivilisten). Zu Selbstmord gilt:
Niemand darf sich den Ort, den Zeitpunkt oder die Art seines Todes
selbst aussuchen. Gott schenkt und nimmt das Leben.
Jeder Mord ist ein Brudermord. Das gilt nicht nur für Kain und
Abel, wo der erste Brudermord stattfand oder für die Nachkommen Abrahams
(Araber und Juden).
Die Täter von Paris haben – wie alle anderen Täter auch, die in
der Vergangenheit das Bild unseres schönen Glaubens verfälscht haben –
auch uns Muslime zu Opfern gemacht. Wieder einmal sitzen wir auf der
Anklagebank und wieder verlangt man von uns, uns zu distanzieren. Ja,
wir distanzieren uns von den Tätern. Aber nicht nur von den Tätern,
sondern auch den Tätern, dessen Opfer diese Täter sind: Von verfehlter
Politik, von ausbeuterischer Wirtschaft, Hetzmedien, von rassistischen
Arbeitgebern, Wohnungseigentümern, Passanten, Eltern, Lehrern und
Hasspredigern, aber auch von jenen, die wegschauen und vor allem von
jenen, die von alledem irgendwie wirtschaftlich, politisch oder medial
ihren Profit schlagen.
Je mehr wir erfahren, was so alles auf unserer Welt passiert,
umso größer ist doch unser Schmerz. Es sei denn, wir gehören zu den
Ignoranten. Dass allerdings ist definitiv nicht die Eigenschaft eines
Gläubigen.
Antwort von Angela Amecke,
Schauspielerin und lNTR°A-Mitglied aus Montpellier am 09.01.2015:
Liebe Freunde des Iserlohner Diwan und des interreligiösen Dialogs,
ich habe in diesen
Tagen an euch gedacht – hier aus Frankreich, wo ich jetzt wohne. Ich habe ich an unsere
gemeinsamen Gebete und Gespräche in der Welt der Religionen erinnert. Wie viel
habe ich dadurch gelernt. Wenn Menschen beten, egal wo in der Welt, dann ist
bereits Frieden.
Das habe ich erlebt, und es hat mich geprägt: in Deutschland,
Rumänien , Indien, Maroko, Tunesien, Bali, Mexiko und wo immer ich war.
Das was jetzt in Frankreich geschah, ist nicht das Werk gläubiger Menschen. Es ist nur Terror, Hass, Verachtung.
Ich habe immer als Christin für Muslime gebetet und hoffe, das sie es auch für mich tun. Das ist Dialog für mich.
Mit euch verbunden und dankbar, dass es euch gibt.
Brief des Silsilah Dialogue Movement vom 10.01.2015 an die muslimischen Freundinnen und Freunde – übermittelt von INTR°A-Mitglied,
Prof. Dr. Leonard Swidler, Philadelphia (USA)