Anselm Grün
/Ahmad Milad Karimi
(Hg. Rudolf Walter):
Im Herzen der Spiritualität.
Wie sich Muslime und Christen
begegnen können.
/Ahmad Milad Karimi
(Hg. Rudolf Walter):
Im Herzen der Spiritualität.
Wie sich Muslime und Christen
begegnen können.
Freiburg u.a.: Herder 2019, 288 S.,
Sachregister
— ISBN 978-3-451-03131-1
InterReligiöse Bibliothek (IRB):
Buch des Monats April 2019
Buch des Monats April 2019
— English summary at the end of the review
— Résumé
français au bout du compte rendu
— Résumé
français au bout du compte rendu
Anselm Grün OSB (geb.
1945), der Benediktinermönch aus Münsterschwarzach, ist vielen Menschen bereits
durch seine spirituell orientierten Bücher mit Bestsellerqualität, aber auch
durch seine zahlreichen meditativen Kurse bekannt – und natürlich auch durch
seinen Monatsbrief: www.einfachlebenbrief.de
1945), der Benediktinermönch aus Münsterschwarzach, ist vielen Menschen bereits
durch seine spirituell orientierten Bücher mit Bestsellerqualität, aber auch
durch seine zahlreichen meditativen Kurse bekannt – und natürlich auch durch
seinen Monatsbrief: www.einfachlebenbrief.de
Zu den
vielen Veröffentlichungen,
vgl.: Anselm Grün —
Übersicht bei Amazon
vielen Veröffentlichungen,
vgl.: Anselm Grün —
Übersicht bei Amazon
Sein
Glaube sucht äußere Weite und innere Tiefe gleichermaßen. Die
Gesprächsbegegnungen mit Walter Kohl, dem Sohn Helmut Kohls („Was uns wirklich
trägt“, Herder 2014, mit Leonardo Boff (Neu denken – eins werden, Vier Türme
2017) und mit seinem Bruder, dem Physiker Michael Grün (Gott und die
Quantenphysik, Herder 2018) sind dafür ein anregendes Zeugnis.
Glaube sucht äußere Weite und innere Tiefe gleichermaßen. Die
Gesprächsbegegnungen mit Walter Kohl, dem Sohn Helmut Kohls („Was uns wirklich
trägt“, Herder 2014, mit Leonardo Boff (Neu denken – eins werden, Vier Türme
2017) und mit seinem Bruder, dem Physiker Michael Grün (Gott und die
Quantenphysik, Herder 2018) sind dafür ein anregendes Zeugnis.
Und nun die Begegnung mit einem muslimischen
Theologen, der seit 2016 in Münster künftige islamische Religionslehrer/innen
ausbildet: Ahmad Milad Karimi (geb.
1979) stammt ursprünglich aus Afghanistan. Sein Studium in Deutschland war
bereits interdisziplinär: Philosophie, Mathematik, Islamwissenschaft. Aber die
Veröffentlichungen Karimis zeigen bereits etwas Entscheidendes an, das
offensichtlich den Christen und den Muslim von vornherein über alle Grenzen
hinweg verbindet: Dialog offene Theologie und intensive Spiritualität – bei
Karimi überdies stark poetisch geprägt.
Mehr zu Ahmad Milad Karimi: hier
Theologen, der seit 2016 in Münster künftige islamische Religionslehrer/innen
ausbildet: Ahmad Milad Karimi (geb.
1979) stammt ursprünglich aus Afghanistan. Sein Studium in Deutschland war
bereits interdisziplinär: Philosophie, Mathematik, Islamwissenschaft. Aber die
Veröffentlichungen Karimis zeigen bereits etwas Entscheidendes an, das
offensichtlich den Christen und den Muslim von vornherein über alle Grenzen
hinweg verbindet: Dialog offene Theologie und intensive Spiritualität – bei
Karimi überdies stark poetisch geprägt.
Mehr zu Ahmad Milad Karimi: hier
Bücher zum christlich-islamischen Dialog
bzw. zur Auseinandersetzung Christentum-Islam gibt es wahrhaftig genug, aber Annäherungen
auf der Ebene der religiösen Erfahrungen im Religionen übergreifenden Horizont
sind eher selten.
bzw. zur Auseinandersetzung Christentum-Islam gibt es wahrhaftig genug, aber Annäherungen
auf der Ebene der religiösen Erfahrungen im Religionen übergreifenden Horizont
sind eher selten.
Anselm
Grün: „Auch in interreligiösen Begegnungen sollte uns immer bewusst
bleiben: Glaube ist nie statisch oder eine festgeschriebene Fixierung. Unser
aller Weg geht immer auf Gott hin. Unterwegs zu sein ist geradezu die Essenz
des Glaubens“ (S. 16).
Milad Karimi: „Ich begreife meinen
Weg als Muslim als Einsicht in meine eigene Schülerschaft: Schüler sein heißt
lernen wollen, lernfähig und offen dafür sein, dass ich auch von dem anderen
etwas Werfvolles erfahren und mitnehmen kann. Das beschreibt übrigens auch das,
was im Innersten einen spirituellen Weg ausmacht: selbst Weg sein …“ (S. 20).
Grün: „Auch in interreligiösen Begegnungen sollte uns immer bewusst
bleiben: Glaube ist nie statisch oder eine festgeschriebene Fixierung. Unser
aller Weg geht immer auf Gott hin. Unterwegs zu sein ist geradezu die Essenz
des Glaubens“ (S. 16).
Milad Karimi: „Ich begreife meinen
Weg als Muslim als Einsicht in meine eigene Schülerschaft: Schüler sein heißt
lernen wollen, lernfähig und offen dafür sein, dass ich auch von dem anderen
etwas Werfvolles erfahren und mitnehmen kann. Das beschreibt übrigens auch das,
was im Innersten einen spirituellen Weg ausmacht: selbst Weg sein …“ (S. 20).
Karimi
hebt bereits in seinem Vorwort deutlich hervor: Die Verinnerlichung des eigenen
Glaubens, nicht nur der Vollzug von Riten, lässt den Muslim und den Christen an
der mystischen Kraft des religiösen und an der interreligiösen Kraft des
Mystischen teilhaben.
hebt bereits in seinem Vorwort deutlich hervor: Die Verinnerlichung des eigenen
Glaubens, nicht nur der Vollzug von Riten, lässt den Muslim und den Christen an
der mystischen Kraft des religiösen und an der interreligiösen Kraft des
Mystischen teilhaben.
Im Sinne
der Wahrhaftigkeit der eigenen Glaubenstraditionen werden darum zuvor die
Stolpersteine bedacht, die Muslime und Christen immer wieder auseinander
bringen, denn sonst kann Dialog nicht gelingen. Aber diese Gegenüberstellungen
zeigen in der Art der Argumentationen bereits eine innere Annäherung. Das ist
auch optisch im Layout verdeutlicht, so dass man immer wieder „zurücklesen“
kann. Unterschiede werden zur Bereicherung, weil sie dazu nötigen, den eigenen
Glauben im Horizont des anderen erneut zu bedenken.
der Wahrhaftigkeit der eigenen Glaubenstraditionen werden darum zuvor die
Stolpersteine bedacht, die Muslime und Christen immer wieder auseinander
bringen, denn sonst kann Dialog nicht gelingen. Aber diese Gegenüberstellungen
zeigen in der Art der Argumentationen bereits eine innere Annäherung. Das ist
auch optisch im Layout verdeutlicht, so dass man immer wieder „zurücklesen“
kann. Unterschiede werden zur Bereicherung, weil sie dazu nötigen, den eigenen
Glauben im Horizont des anderen erneut zu bedenken.
Für die Christen benennt Karimi die Rede
vom „wahren Islam“, die eben nach seiner Meinung nicht Absolutheit fordernd
daher kommen darf. Auch im transzendenten Gottesverständnis, der Offenbarung
des Korans, den Fragen nach der Erlösung, in der Ethik und der Gewaltausübung
prallen oft echte oder vermeintliche Gegensätze aufeinander.
vom „wahren Islam“, die eben nach seiner Meinung nicht Absolutheit fordernd
daher kommen darf. Auch im transzendenten Gottesverständnis, der Offenbarung
des Korans, den Fragen nach der Erlösung, in der Ethik und der Gewaltausübung
prallen oft echte oder vermeintliche Gegensätze aufeinander.
Die christliche Reaktion von Anselm Grün im
Blick auf den Islam ist ähnlich strukturiert angesichts der oft behaupteten
Absolutheit christlicher Dogmen, der Menschwerdung Gottes als Provokation für
viele Muslime, die die Rede von der Dreifaltigkeit des Einen Gottes, die Gefahr
der Vergöttlichung des Menschen und natürlich die (katholisch noch stärker ins
Gewicht fallende) Erbsünde sowie die Erlösung durch das Kreuz Christi. Ethik im
gesellschaftlichen Kontext und
Gewaltgeschichte des Christentums sind weitere Hürden, die den Dialog nicht unbedingt
leichter machen.
Aber auch hier kann man in den Formulierungen der Autoren bereits spüren, dass
die Vielfältigkeit der Glaubensformen beider Religionen manches Hindernis als
scheinbar oder zumindest nicht als absolut unvereinbar mit der anderen
Glaubensweise entlarvt. Letztlich geht es nämlich hinter all den theologischen
Hürden um mehr, nämlich um den Sinn
unseres geschöpflichen Lebens über die irdische Spanne zwischen Geburt und
Tod hinaus, um die Erfahrung der Tiefe
wahren Menschseins vor Gott (S. 55ff.63ff). Das bedeutet, dem Herzen der
Spiritualität näherzukommen. Am Schluss werden diese „Grund“-Fragen noch einmal
aufgenommen (S. 243–267). Dazu sind die Glaubensurkunden
Bibel und Koran entscheidende Wegweiser. Allerdings ist es wichtig, daran
zu erinnern, dass wir das Geheimnis des
göttlichen Offenbarungswortes nur im Menschenwort haben. Darum wollen die
heiligen Schriften neben der theologischen Exegese in die eigene heutige Glaubensexistenz
„übergesetzt“ werden (S. 72ff).
Blick auf den Islam ist ähnlich strukturiert angesichts der oft behaupteten
Absolutheit christlicher Dogmen, der Menschwerdung Gottes als Provokation für
viele Muslime, die die Rede von der Dreifaltigkeit des Einen Gottes, die Gefahr
der Vergöttlichung des Menschen und natürlich die (katholisch noch stärker ins
Gewicht fallende) Erbsünde sowie die Erlösung durch das Kreuz Christi. Ethik im
gesellschaftlichen Kontext und
Gewaltgeschichte des Christentums sind weitere Hürden, die den Dialog nicht unbedingt
leichter machen.
Aber auch hier kann man in den Formulierungen der Autoren bereits spüren, dass
die Vielfältigkeit der Glaubensformen beider Religionen manches Hindernis als
scheinbar oder zumindest nicht als absolut unvereinbar mit der anderen
Glaubensweise entlarvt. Letztlich geht es nämlich hinter all den theologischen
Hürden um mehr, nämlich um den Sinn
unseres geschöpflichen Lebens über die irdische Spanne zwischen Geburt und
Tod hinaus, um die Erfahrung der Tiefe
wahren Menschseins vor Gott (S. 55ff.63ff). Das bedeutet, dem Herzen der
Spiritualität näherzukommen. Am Schluss werden diese „Grund“-Fragen noch einmal
aufgenommen (S. 243–267). Dazu sind die Glaubensurkunden
Bibel und Koran entscheidende Wegweiser. Allerdings ist es wichtig, daran
zu erinnern, dass wir das Geheimnis des
göttlichen Offenbarungswortes nur im Menschenwort haben. Darum wollen die
heiligen Schriften neben der theologischen Exegese in die eigene heutige Glaubensexistenz
„übergesetzt“ werden (S. 72ff).
Mit
diesen grundsätzlich-existentiellen Überlegungen sind die Gesprächspartner
schon mitten in den angekündigten Feldern
der Spiritualität (S. 53ff). Die theologischen Diskussionsthemen bekommen
dadurch eine ästhetische Verdichtung und einen meditativen, geradezu kontemplativen
Klang.
diesen grundsätzlich-existentiellen Überlegungen sind die Gesprächspartner
schon mitten in den angekündigten Feldern
der Spiritualität (S. 53ff). Die theologischen Diskussionsthemen bekommen
dadurch eine ästhetische Verdichtung und einen meditativen, geradezu kontemplativen
Klang.
Die
Autoren wägen christliches und islamisches Prophetenverständnis
gegeneinander ab, um bei Jesus die
Differenzen zwar festzuhalten, aber respektvoll zu betrachten, denn für Muslime
gibt es keinen spirituellen Weg ohne die herausragende Besonderheit des
Menschen Jesus. So könnte es sein, dass vielleicht die christliche Tradition
eine Opfertheologie das größere Hemmnis darstellt, während den Muslim der mitleidende Gott zu „gläubigem Staunen“
bewegt. Diese Problematik wird am Schluss noch einmal aufgenommen, indem nach
dem Leiden im Horizont des Gotteswillens gefragt wird. Diese Frage darf nicht ohne
die menschliche Verantwortung angesichts des Leidens beantwortet werden (232ff).
Gerade diese Abschnitte zeigen, wie sich beide Gläubige einander annähern.
Ihnen wird immer wieder deutlich, dass die Aussagen der jeweiligen Religion das
Geheimnis Gottes unter den Menschen nicht fassen können. Bei Maria (S. 102ff) tun sich der Katholik
und der Muslim dann gar nicht so schwer, obwohl das lutherische
Marienverständnis hier vielleicht noch eine größere Annäherung bringt. Im Gedanken
Kampf und Kontemplation im Leben des
Alltags (S. 111ff) und in der Einübung
in „spirituelle Lebenskunst“ (S. 215ff) kommen sich Christen und Muslime
unmittelbar nahe.
Ähnliches gilt für das Gebet, wo der
ferne Gott ganz nahe kommt (S. 119ff) und aufs Ganze gesehen die Lebensreise
als spirituelle Pilgerschaft zur
Vollendung gesehen wird (S. 136ff). Auf diesem Weg sind die Kirche und die Moschee spirituelle Oasen – einige Orte mit
besonderer Ausstrahlungskraft wie Mekka mit der Kaaba oder Santiago de
Compostela. Hier wird die Nähe Gottes besonders spürbar. (S. 129ff). Das Fasten
zeigt sich dabei als Vertiefung des Glaubensweges, denn das Loslassen des
Unwesentlichen eröffnet Freiheit und soziale Hinwendung (S. 146ff).
In solcher Reflexion kommt das Zentrum der Glaubensorientierung zur Sprache: Barmherzigkeit Gottes auf der einen
Seite bzw. gnadenhafte Zuwendung auf der anderen Seite führen. Damit sind der
Muslim und der Christ bei dem Kern einer
Religionen übergreifenden Spiritualität angelangt (154ff). Wo dann noch Liebe und Toleranz (S. 162ff. 170ff) sich
verbinden, können sich die unterschiedlichen Glaubensbrüder leicht die Hand reichen.
Allerdings kann und darf der Wahrheitsanspruch des eigenen Glaubens nicht
absolut durchgesetzt werden, die Absolutheit liegt bei Gott, darum muss sich
Wahrheit im Wetteifern um das Gute bewähren. Ähnliches gilt auch für die Mission, die als Zeugnis des Glaubens
den anderen nicht zu der eigenen religiösen Traditionsweise bekehren will, also
keine Missionierung, sondern
Religionsfreiheit! (S. 179ff).
Autoren wägen christliches und islamisches Prophetenverständnis
gegeneinander ab, um bei Jesus die
Differenzen zwar festzuhalten, aber respektvoll zu betrachten, denn für Muslime
gibt es keinen spirituellen Weg ohne die herausragende Besonderheit des
Menschen Jesus. So könnte es sein, dass vielleicht die christliche Tradition
eine Opfertheologie das größere Hemmnis darstellt, während den Muslim der mitleidende Gott zu „gläubigem Staunen“
bewegt. Diese Problematik wird am Schluss noch einmal aufgenommen, indem nach
dem Leiden im Horizont des Gotteswillens gefragt wird. Diese Frage darf nicht ohne
die menschliche Verantwortung angesichts des Leidens beantwortet werden (232ff).
Gerade diese Abschnitte zeigen, wie sich beide Gläubige einander annähern.
Ihnen wird immer wieder deutlich, dass die Aussagen der jeweiligen Religion das
Geheimnis Gottes unter den Menschen nicht fassen können. Bei Maria (S. 102ff) tun sich der Katholik
und der Muslim dann gar nicht so schwer, obwohl das lutherische
Marienverständnis hier vielleicht noch eine größere Annäherung bringt. Im Gedanken
Kampf und Kontemplation im Leben des
Alltags (S. 111ff) und in der Einübung
in „spirituelle Lebenskunst“ (S. 215ff) kommen sich Christen und Muslime
unmittelbar nahe.
Ähnliches gilt für das Gebet, wo der
ferne Gott ganz nahe kommt (S. 119ff) und aufs Ganze gesehen die Lebensreise
als spirituelle Pilgerschaft zur
Vollendung gesehen wird (S. 136ff). Auf diesem Weg sind die Kirche und die Moschee spirituelle Oasen – einige Orte mit
besonderer Ausstrahlungskraft wie Mekka mit der Kaaba oder Santiago de
Compostela. Hier wird die Nähe Gottes besonders spürbar. (S. 129ff). Das Fasten
zeigt sich dabei als Vertiefung des Glaubensweges, denn das Loslassen des
Unwesentlichen eröffnet Freiheit und soziale Hinwendung (S. 146ff).
In solcher Reflexion kommt das Zentrum der Glaubensorientierung zur Sprache: Barmherzigkeit Gottes auf der einen
Seite bzw. gnadenhafte Zuwendung auf der anderen Seite führen. Damit sind der
Muslim und der Christ bei dem Kern einer
Religionen übergreifenden Spiritualität angelangt (154ff). Wo dann noch Liebe und Toleranz (S. 162ff. 170ff) sich
verbinden, können sich die unterschiedlichen Glaubensbrüder leicht die Hand reichen.
Allerdings kann und darf der Wahrheitsanspruch des eigenen Glaubens nicht
absolut durchgesetzt werden, die Absolutheit liegt bei Gott, darum muss sich
Wahrheit im Wetteifern um das Gute bewähren. Ähnliches gilt auch für die Mission, die als Zeugnis des Glaubens
den anderen nicht zu der eigenen religiösen Traditionsweise bekehren will, also
keine Missionierung, sondern
Religionsfreiheit! (S. 179ff).
In einer säkularen Gesellschaft betonen beide Gläubige die tragende Kraft der Gemeinschaft, um
Vereinsamung zu verhindern und alle Menschen als Weggefährten auf
unterschiedlichen Wegen zu sehen. In der göttlichen Tiefe sind bereits alle
Menschen miteinander verbunden; das heißt solche Gemeinschaft erfordert auch
interreligiöse Weite (S. 196ff, bes. 202). All dies aber bedeutet nicht
Einengung. Der Mensch als Diener Gottes ist zugleich ein freier Mensch (auch
hier könnte wieder Martin Luther als Gesprächspartner ins Spiel kommen). Hier wird
die Rückbindung an den Gesprächskomplex zum Fasten als Weg zur Freiheit deutlich (S. 146ff). Solche Freiheit gilt auch für die Beziehung von Mann und Frau (S. 204ff). Hier haben allerdings
beide Religionen angesichts gegenwärtiger diskriminierender Ereignisse in der Geschlechter-problematik
noch einiges zu tun, was durchaus im Buch noch hätte deutlicher zur Sprache
kommen können …
Vereinsamung zu verhindern und alle Menschen als Weggefährten auf
unterschiedlichen Wegen zu sehen. In der göttlichen Tiefe sind bereits alle
Menschen miteinander verbunden; das heißt solche Gemeinschaft erfordert auch
interreligiöse Weite (S. 196ff, bes. 202). All dies aber bedeutet nicht
Einengung. Der Mensch als Diener Gottes ist zugleich ein freier Mensch (auch
hier könnte wieder Martin Luther als Gesprächspartner ins Spiel kommen). Hier wird
die Rückbindung an den Gesprächskomplex zum Fasten als Weg zur Freiheit deutlich (S. 146ff). Solche Freiheit gilt auch für die Beziehung von Mann und Frau (S. 204ff). Hier haben allerdings
beide Religionen angesichts gegenwärtiger diskriminierender Ereignisse in der Geschlechter-problematik
noch einiges zu tun, was durchaus im Buch noch hätte deutlicher zur Sprache
kommen können …
Insgesamt
verbindet beide Autoren eine mystische Grundhaltung, die Wege in das Herz der
Spiritualität so ermutigend und faszinierend zu eröffnen, so dass diese für
eine säkularisierte Gesellschaft zur
Herausforderung werden können (S. 224ff). Schließlich begegnen sich Christen
und Muslime angesichts der Hoffnung des
Lebens jenseits irdischer Beengung (S.252ff): „Im Tod werden wir Menschen,
Christen wie Muslime, Juden, Buddhisten oder Hindus, in die Liebe Gottes
hineinsterben“ (S. 259)
verbindet beide Autoren eine mystische Grundhaltung, die Wege in das Herz der
Spiritualität so ermutigend und faszinierend zu eröffnen, so dass diese für
eine säkularisierte Gesellschaft zur
Herausforderung werden können (S. 224ff). Schließlich begegnen sich Christen
und Muslime angesichts der Hoffnung des
Lebens jenseits irdischer Beengung (S.252ff): „Im Tod werden wir Menschen,
Christen wie Muslime, Juden, Buddhisten oder Hindus, in die Liebe Gottes
hineinsterben“ (S. 259)
Am Schluss lassen die
Autoren bedeutende Mystiker/innen beider
Traditionen zu Worte kommen. Sie stehen als Zeugen eigener spiritueller
Begründung und gegenseitiger vertiefter Annäherung:
„Im Dialog ging es uns nicht um Rechthaberei … Wichtig war
vielmehr zunächst, sich selbst im Blick des anderen zu sehen — Aber es ging
immer auch um den anderen, um den jeweils anderen Glaubens, um das Herz seiner
Spiritualität … Die Begegnung aus dem Herzen der Spiritualität ist zukunftsweisend, weil
Geistigkeit eine unerschöpfliche Offenheit in sich trägt“ (S. 270).
Autoren bedeutende Mystiker/innen beider
Traditionen zu Worte kommen. Sie stehen als Zeugen eigener spiritueller
Begründung und gegenseitiger vertiefter Annäherung:
„Im Dialog ging es uns nicht um Rechthaberei … Wichtig war
vielmehr zunächst, sich selbst im Blick des anderen zu sehen — Aber es ging
immer auch um den anderen, um den jeweils anderen Glaubens, um das Herz seiner
Spiritualität … Die Begegnung aus dem Herzen der Spiritualität ist zukunftsweisend, weil
Geistigkeit eine unerschöpfliche Offenheit in sich trägt“ (S. 270).
Im Nachwort betonen Anselm
Grün und Ahmad Milad Karimi gemeinsam, wie wichtig ihnen dieser Begegnungsweg
war: Staunen über die spirituelle Vielfalt des Anderen und Dankbarkeit, ein
Stück weit daran teilhaben zu dürfen. Dies ist keine intellektuelle,
theologische Glaubenserkundung, sondern geradezu ein meditativ-achtsamer, sogar
ein poetischer Weg zum Wesentlichen. Dabei hat sich gezeigt, dass offensichtlich
in der Mystik beider Religionen das Herz der Spiritualität besonders kräftig
schlägt …
Grün und Ahmad Milad Karimi gemeinsam, wie wichtig ihnen dieser Begegnungsweg
war: Staunen über die spirituelle Vielfalt des Anderen und Dankbarkeit, ein
Stück weit daran teilhaben zu dürfen. Dies ist keine intellektuelle,
theologische Glaubenserkundung, sondern geradezu ein meditativ-achtsamer, sogar
ein poetischer Weg zum Wesentlichen. Dabei hat sich gezeigt, dass offensichtlich
in der Mystik beider Religionen das Herz der Spiritualität besonders kräftig
schlägt …
BilanzVor uns
liegt ein ermutigendes Buch. Es zeigt, wie die Begegnung mit einer anderen
Religion zu kritischen Rückfragen ermuntert und zugleich das eigene Glauben
bereichert. Dass unterschiedliche Annäherungen an das göttliche Geheimnis
angebahnt werden, fordert dazu heraus, im menschlichen Miteinander über Grenzen
hinweg Wahrheit in die Praxis des Lebens umzusetzen. So wird Gott im Handeln
der Menschen glaub-würdig. Anselm Grün und Milad Karimi haben dazu einen
überzeugenden Beitrag geleistet!
liegt ein ermutigendes Buch. Es zeigt, wie die Begegnung mit einer anderen
Religion zu kritischen Rückfragen ermuntert und zugleich das eigene Glauben
bereichert. Dass unterschiedliche Annäherungen an das göttliche Geheimnis
angebahnt werden, fordert dazu heraus, im menschlichen Miteinander über Grenzen
hinweg Wahrheit in die Praxis des Lebens umzusetzen. So wird Gott im Handeln
der Menschen glaub-würdig. Anselm Grün und Milad Karimi haben dazu einen
überzeugenden Beitrag geleistet!
Zusammenfassung:
Der Weg zum Herz der Spiritualität
Anselm Grün und Ahmed Milad Karimi wollen einander besser
verstehen. Sie tun dies nicht auf einer abgehobenen philosophisch-theologischen
Ebene. Das hängt vielleicht damit zusammen, dass den christlichen Mönch und den
islamisch-poetischen Theologen vom Beginn der Begegnung eine mystische
Grundhaltung verbindet. Die Mystik kennt angesichts des Geheimnisses Gottes
keine dogmatischen Verfestigungen. Und so werden beide zu Zeugen eines Weges
christlich-islamischer Begegnung, in der die Unterschiede wohl benannt, aber
nicht als ausgrenzend verstanden werden. Beide gehen nicht nur mit Respekt
aufeinander zu, sondern entwickeln Empathie für die andere Glaubenstradition.
Es ist nicht nötig, alles zu verstehen. Die Lesenden erleben also keine
intellektuelle, theologische Glaubenserkundung, sondern meditativ-achtsamer und
poetischer Weg zum Wesentlichen, zum Herzen der Spiritualität.
Der Weg zum Herz der Spiritualität
Anselm Grün und Ahmed Milad Karimi wollen einander besser
verstehen. Sie tun dies nicht auf einer abgehobenen philosophisch-theologischen
Ebene. Das hängt vielleicht damit zusammen, dass den christlichen Mönch und den
islamisch-poetischen Theologen vom Beginn der Begegnung eine mystische
Grundhaltung verbindet. Die Mystik kennt angesichts des Geheimnisses Gottes
keine dogmatischen Verfestigungen. Und so werden beide zu Zeugen eines Weges
christlich-islamischer Begegnung, in der die Unterschiede wohl benannt, aber
nicht als ausgrenzend verstanden werden. Beide gehen nicht nur mit Respekt
aufeinander zu, sondern entwickeln Empathie für die andere Glaubenstradition.
Es ist nicht nötig, alles zu verstehen. Die Lesenden erleben also keine
intellektuelle, theologische Glaubenserkundung, sondern meditativ-achtsamer und
poetischer Weg zum Wesentlichen, zum Herzen der Spiritualität.
English Summary: The way to the heart of spirituality
Anselm Grün and Ahmed Milad Karimi try to
understand each other better. They don’t act on a detached
philosophical-theological level. This may depend on the fact that the Christian
monk and the Islamic-poetical theologian are from united in a mystical attitude
from the beginning of the encounter; and the mysticism does not know any
dogmatic rigidification in the face of the mystery of God. And so both become
witnesses of a path of Christian-Islamic encounter, in which the differences
are well-named, but not understood in an exclusive manner. Not only do they
approach each other with respect, but they develop empathy for the other’s
faith tradition, It ist not necessary to understand everything. Therefore the
readers don’t experience an intellectual, theological exploration of faith, but
a meditative-mindful and poetic way to the essential, to the heart of
spirituality.
Anselm Grün and Ahmed Milad Karimi try to
understand each other better. They don’t act on a detached
philosophical-theological level. This may depend on the fact that the Christian
monk and the Islamic-poetical theologian are from united in a mystical attitude
from the beginning of the encounter; and the mysticism does not know any
dogmatic rigidification in the face of the mystery of God. And so both become
witnesses of a path of Christian-Islamic encounter, in which the differences
are well-named, but not understood in an exclusive manner. Not only do they
approach each other with respect, but they develop empathy for the other’s
faith tradition, It ist not necessary to understand everything. Therefore the
readers don’t experience an intellectual, theological exploration of faith, but
a meditative-mindful and poetic way to the essential, to the heart of
spirituality.
Résumé français: Le chemin vers le cœur de la spiritualité
Anselm Grün et Ahmed Milad Karimi tentent s’entendre mieux. Ils n’agissent pas
à un niveau philosophico-théologique enlevé. Cela dépent peut-être que le moine
chrétien et les théologien musulman-poétique soient unis dès le début du
rencontre dans une attitude mystique. La mystique ne connaît aucune durcissement
dogmatique au regard du mystère de Dieu. Tous deux deviennent ainsi des témoins
d’un chemin d’une rencontre islamo-chrétienne, dans laquelle les différences sont
bien dénommées, mais ells ne sont pas comprises exclusivement. Non seulement
ils s’approchent avec respect, mais ils développent un empathie pour l’autre
tradition religieuse. Il ne faut pas, qu’on comprenne tout comprendre. C’est
pourquoi les lecteurs ne connaissent pas une exploration intellectuelle et
théologique de la foi, mais un chemin méditatif et poétique vers l’essentiel,
vers le cœur de la spiritualité.
Anselm Grün et Ahmed Milad Karimi tentent s’entendre mieux. Ils n’agissent pas
à un niveau philosophico-théologique enlevé. Cela dépent peut-être que le moine
chrétien et les théologien musulman-poétique soient unis dès le début du
rencontre dans une attitude mystique. La mystique ne connaît aucune durcissement
dogmatique au regard du mystère de Dieu. Tous deux deviennent ainsi des témoins
d’un chemin d’une rencontre islamo-chrétienne, dans laquelle les différences sont
bien dénommées, mais ells ne sont pas comprises exclusivement. Non seulement
ils s’approchent avec respect, mais ils développent un empathie pour l’autre
tradition religieuse. Il ne faut pas, qu’on comprenne tout comprendre. C’est
pourquoi les lecteurs ne connaissent pas une exploration intellectuelle et
théologique de la foi, mais un chemin méditatif et poétique vers l’essentiel,
vers le cœur de la spiritualité.
Reinhard Kirste
Rz-Grün-Karimi-Spiritualität, 31.03.19