Schlicht:
Die Araber und Europa.
2000 Jahre
gemeinsamer Geschichte.
8 Karten, 226 S., Zeittafel, Register,
leider
keine Bibliografie.
Angesichts
der vielen jährlichen Neuerscheinungen auch auf dem Fachbuchsektor ist es immer
wieder notwendig, „ältere“ Veröffentlichungen in den Fokus zu rücken. Das gilt
auch für das hier vorzustellende Buch des Orientalisten Alfred Schlicht.
Im Auftrag der Volkswagenstiftung arbeitete er als Feldforscher 1982 in Kairo und wechselte 1983 als Mitarbeiter an das Deutsche Orientinstitut in Beirut.
Diplomat im Dienst des Auswärtigen Amtes verbrachte er seit 1986 viele weitere Jahre im
Nahen Osten. So gewann er wichtige nahöstlich Erkenntnisse. Seine Aufenthalte in Beirut, Kairo, Amman und Sanaa (Jemen) waren prägend für religiöse und geopolitische Vereständnisse der islamischen Welt.
Kultur und ihrer Weiterentwicklung – zugleich mit Blick auf Europa, so in:
- Geschichte der arabischen Welt.
Stuttgart: Reclam 2013, 400 S.
Rezension von
Wolfgang Günter Lerch >>>
in FAZ online vom 13.05.2013 - Gehört der Islam zu Deutschland?
Anmerkungen
zu einem schwierigen Verhältnis.
Zürich: Orell Füssli 201, 232 S.
Rezension >>>
In
seinem Buch von 2008 über die arabisch-europäischen Beziehungen betont der
Autor die gemeinsame Geschichte diesseits
und jenseits des Mittelmeers. Die Lektüre bestätigt dann, wie wohl die immer wieder auftauchenden Frage: Gehört der Islam zu Europa? ausfallen würde, nämlich mit einem eindeutigen Ja, das aber Fehlentwicklungen und Gefahrenpotentiale nicht verschweigt.
In 11 chronologischen Kapiteln belegt er diese variantenreichen Zusammenhänge der
arabisch-europäischen Kulturvernetzung.
mit kurzen Blicken auf die Nabatäer, die Römer und die Perser. Im 2. Kapitel geht es um die Entstehung und die welthistorische
Ausbreitung des Islam – mit Folgen für das Christentum, verbunden mit der
entstehenden Spannung zwischen „Abendland“ und „Morgenland“. Das 3. Kapitel beschreibt die kulturelle Blüte unter arabischer
Herrschaft auf der Iberischen Halbinsel und in Italien. Die wichtige
Transferfunktion griechisch-antiker Philosophie durch die arabischen Übersetzer
und Philosophen und der Aufstieg islamischer Universitäten (wie Kairo und Fes)
kommen dabei etwas zu kurz. Das 4. Kapitel geht auf Spannungen, Konflikte und Arrangements
innerhalb der mittelalterlichen islamischen Welt und Europa ein. Diese
führt Schlicht exemplarisch an Harun al-Raschid und Karl d. Gr. vor.
Das 5. Kapitel ist den politisch-militärisch-spirituellen
Aktionen der Kreuzzüge gewidmet.
auf der einen Seite die großen geografischen
Entdeckungen Europas bis in den Fernen Osten und auf der anderen Seite die Veränderungen der islamischen Welt durch
den Aufstieg der Osmanen und den damit verbundenen türkischen
Weltherrschaftsanspruch. Dieselbe imperiale Politik spiegelt sich auch seit
Napoleon in der Kontrollübernahme von
Nordafrika und dem Nahen Osten durch europäische Kolonialmächte, auf die der Autor im 8. Kapitel eingeht. Damit weitet Schlicht den Blick in die Neuzeit
bis hin zur Gegenwart.
folgen die arabischen Aufbrüche und
nationalen bzw. nationalistischen Bestrebungen im 19. Jahrhundert. In
Europa entwickelt sich gleichzeitig eine
erstaunliche Orientfaszination.
mittelöstliche Region, die
Dauerspannungen und Konflikte, besonders seit der Balfour-Deklaration 1917,
die Gründung des Staates Israel, Deutschland zwischen Juden und Arabern und die
postkoloniale Phase in Nordafrika
und dem Nahen Osten werden im 10. und
11. Kapitel skizziert. Den Blick auf die spannungsreiche Gegenwart
verstärkt der Autor durch die Darstellung der Region im Ost-West-Konflikt und
angesichts der Veränderungen seit 1989. So tritt die Auseinandersetzung mit dem
Westen deutlich hervor. „Der Islam“ als verbindende Ideologie entwickelt sich
dadurch mehr zur politischen
Gegenposition des „Westens“.
Art Bilanz im Sinn einer faktischen arabisch-europäischen Symbiose dar (S.
200–204). Zu den Wirkungen des Verhältnisses von Arabern und Europa in der
Literatur (etwa auch in der Poesie) finden sich im Grunde nur einige
kommentierte Literaturhinweise (S. 205–206).
doch durchgehend die Aktualität des Themas spüren. Eine solche relativ knappe
Darstellung hat natürlich Defizite. Dadurch wird die religiöse und politische
Entwicklung vom Iran, über Zentralasien bis Indien als Gegengewicht zur
arabischen Welt weitgehend ausgeblendet (vgl. S. 15), auch die bedeutenden
Zusammenhänge orientalischer und europäischer Literatur (man denke nur an Poesie und Erzählkunst) vermisst man in der kleinen
Literaturkommentierung am Schluss (vgl. S. 205–206).
Das alles ändert jedoch insgesamt
nichts daran, dass Alfred Schlicht wichtige Grundlagen für ein besseres Verständnis
der Wechselwirkungen zwischen arabischer Welt und Europa aufgezeigt hat.
Araber und Europa:
— Christen als
Untertanen des islamischen Staates und Kultur des Islam, S. 25ff |
|
— Die Araber in
Europa: Al-Andalus und Italien – Al Andalus und Europa, S. 38ff |
|
— Das Mittelmeer: Handel und Krieg
im Spannungsfeld europäisch-arabischer Beziehungen (S. 52ff) |
eine andere Kulturgeschichte Westeuropas.
Paderborn: Wilhelm Fink 2016, 533 S.
Rezension:
https://buchvorstellungen.blogspot.de/2017/02/buch-des-monats-marz-2017-der-islam.html
Islamisierung bis zur Gegenwart.
München: C.H. Beck [2003], 2016, 5.
Aktualisierte Auflage, 128 S. — Inhaltsverzeichnis und Leseprobe:
https://books.google.de/books?id=PZmhuRFtPS0C&pg=PR1&hl=de&source=gbs_selected_pages&cad=2#v=onepage&q&f=false
München 2008, 317 S.
Inhaltsverzeichnis und Leseprobe:
http://www.buecher.de/shop/einfuehrungen/geschichte-des-islam/kraemer-gudrun/products_products/detail/prod_id/22828950/