Yoshitsugu Sawai:
Rudolf Otto and the Foundation
of the History of Religions
London: Bloomsbury Academic
2022, 216 pp
- ISBN-10 : 1350259446
- ISBN-13 : 978-1350259447
- Author: Yoshitsugu Sawai is Professor Emeritus in the History of Religions at Tenri University, Japan.
- >>> Rudolf Otto – Biografie
mit Veröffentlichungen (wikipedia) >>>
>>> Das Original: Rudolf Otto. Das Heilige. Über das Irrationale in der Idee des Göttlichen und sein Verhältnis zum Rationalen (1917) –
Neuausgabe =5. Aufl. 2014 (mit einen Vorwort von Hans Joas), 294 S.
mit Veröffentlichungen (wikipedia) >>>
>>> Das Original: Rudolf Otto. Das Heilige. Über das Irrationale in der Idee des Göttlichen und sein Verhältnis zum Rationalen (1917) –
Neuausgabe =5. Aufl. 2014 (mit einen Vorwort von Hans Joas), 294 S.
- Book Summary / Abstract
This book provides an up-to-date treatment of Rudolf Otto and his work, placing him in the context of comparative religion, theology, and the philosophy of religion.
Yoshitsugu Sawai shows how Otto has “three faces”: the Lutheran Theologian, the Philosopher of Religion, and the Comparative Religionist. The book also shows how, of these, Otto saw himself primarily as a Lutheran Theologian, and provides an account of Otto’s engagement with India and the centrality that Hindu theology had on his thinking.
In Otto’s theory of religion, his well-known concepts including “wholly other” and “numinous” constitute a multiple structure of meaning. For example, his concept of the “wholly other” (das ganz Andere) no doubt has the meaning of “God” in his Christian theological studies. At the same time, however, from the perspective of comparative religion or the phenomenology of religion, this same term semantically implies the “ultimate reality” of other religious traditions; “Brahman” and “God” (Isvara) in Hindu religious tradition as well as “God” in Christianity.
Contents / Inhalt
Introduction : The History of Religions and Otto’s Perspectives on Religion — pp. 1–12
Chapter 1. Otto’s Lifetime as a Christian Theologian — pp. 13–28
Chapter 2. Journeys to the East: India as the Foundation
of Otto’s Comparative Religion— pp. 29–50
Chapter 3. Comparative Religious Perspectives on the Holy — pp. 51–70
Chapter 4. Influences of the History-of-Religions School on Otto’s Religious Theory — pp. 71–84
Chapter 5. Parallelism of Mysticism in Religions East and West — pp. 85–102
Chapter 6. The Concept of the “Wholly Other” and the Experience of the Depth — pp. 103–114
Chapter 7. Vedānta Philosophy as the Discourse of Mystic Experience — pp. 115–126
Chapter 8. Toward the Semantic Understanding of Religions — pp. 127–146
- Book Summary / Abstract
This book provides an up-to-date treatment of Rudolf Otto and his work, placing him in the context of comparative religion, theology, and the philosophy of religion.
Yoshitsugu Sawai shows how Otto has “three faces”: the Lutheran Theologian, the Philosopher of Religion, and the Comparative Religionist. The book also shows how, of these, Otto saw himself primarily as a Lutheran Theologian, and provides an account of Otto’s engagement with India and the centrality that Hindu theology had on his thinking.
In Otto’s theory of religion, his well-known concepts including “wholly other” and “numinous” constitute a multiple structure of meaning. For example, his concept of the “wholly other” (das ganz Andere) no doubt has the meaning of “God” in his Christian theological studies. At the same time, however, from the perspective of comparative religion or the phenomenology of religion, this same term semantically implies the “ultimate reality” of other religious traditions; “Brahman” and “God” (Isvara) in Hindu religious tradition as well as “God” in Christianity.
Contents / Inhalt
Introduction : The History of Religions and Otto’s Perspectives on Religion — pp. 1–12
Chapter 1. Otto’s Lifetime as a Christian Theologian — pp. 13–28
Chapter 2. Journeys to the East: India as the Foundation
of Otto’s Comparative Religion— pp. 29–50
Chapter 3. Comparative Religious Perspectives on the Holy — pp. 51–70
Chapter 4. Influences of the History-of-Religions School on Otto’s Religious Theory — pp. 71–84
Chapter 5. Parallelism of Mysticism in Religions East and West — pp. 85–102
Chapter 6. The Concept of the “Wholly Other” and the Experience of the Depth — pp. 103–114
Chapter 7. Vedānta Philosophy as the Discourse of Mystic Experience — pp. 115–126
Chapter 8. Toward the Semantic Understanding of Religions — pp. 127–146
Das Heilige als Problem der gegenwärtigen Religionswissenschaft
Frankfurt am Main u.a.: Peter Lang 2015. 143 S.
Reihe: Theion.
Studien zur Religionskultur –
Studies in Religious Culture. Bd. XXX Print: ISBN 978-3-631-65400-2 –
E-Book: ISBN
978-3-653-04429-4
Ausführliche Beschreibung
Religionswissenschaftler und Vladislav
Serikov als (katholischer) Theologe und Koordinator des interdisziplinären
und internationalen Promotionsprogramms (IPP-Religion im Dialog). Sie dokumentieren
in diesem Buch zwei Tagungen zur Debatte um das Heilige, die im Jahr 2013 in
Göttingen und Frankfurt stattfanden. Im Horizont dieses strittigen Begriffs versuchen
die Beitragenden aus Religionswissenschaft, Philosophie, Pädagogik, Kulturwissenschaft
und Theologie Schneisen des Verständnisses nicht nur für unterschiedlich denkende
Religionswissenschaftler, sondern für alle Interessierten zu legen.
Begegnungen der Religionen“ Beiträge zu größerer religiöser und
weltanschaulicher Toleranz notwendig sind (S. 8). Um das umfassende Thema
einigermaßen zu strukturieren, wird als Hauptintention formuliert: „Trotz des
Wissens um die bleibenden Differenzen sollte es ein vorrangiges Ziel der
Religionswissenschaft sein, einen aufklärerischen Beitrag zur Überwindung von
religiösen Vorurteilen über das Fremde durch die Betonung des nach Otto
ehrfurchtgebietenden und faszinierenden Heiligen als eines allen Religionen
gemeinsamen, toleranzmöglichen Bezugspunktes zu leisten“ (S. 8). Dies geschieht
in drei Schwerpunkten:
I.
Die Auseinandersetzung mit Rudolf Otto
und seiner Erlebnistheorie
des Heiligen
II.
Die Möglichkeiten angewandter Religionswissenschaft
im Kontext kulturhistorischer,
empirischer
III.
Begründungen, Entwürfe und Absicherungen
von Theorien des Heiligen
auf phänomenologischer Basis.
im Blick auf seine Wirkungsgeschichte und aktuelle Relevanz genauer untersucht
werden muss. Dem widmet sich Roderich
Barth, Theologe an der Universität Gießen (S. 13–22). Er beginnt mit dem
provokanten und irritierenden Zitat Ottos: „Wer das nicht kann, ist gebeten
nicht weiter zu lesen“. Im Umfeld der damit zusammenhängenden (oft erregten)
Debatte spitzt der Autor seine Ausführungen auf Ottos Lutherdeutung sowie auf „das
Heilige“ zu. Dabei erscheint eine religionspsychologisch,
religionsgeschichtlich und religionsphilosophisch geprägte Methodologie bei Otto, die sowohl eine Außenperspektive wie eine
Binnenreflexion erlaubt. Marianne
Schröter von der Universität Halle-Wittenberg befasst sich ausführlich mit
dem Numinosen als einem
religionstheologischen Zentralbegriff (S. 101–109). Dieses und nicht das
Heilige ist das „basale Element des religiösen Erlebens und der religiösen
Sphäre insgesamt“ (S. 109). Schließlich untersucht der Mitherausgeber Vladislav Serikov Ottos Bhagavad
Gita-Deutung (S. 111–124). Im Gespräch zwischen Arjuna und Krishna zeigt er die
Kommunikationsmöglichkeiten mit dem
Heiligen. Rudolf Ottos Interpretation in Annäherung an das „Gefühl der
schlechthinnigen Abhängigkeit“ bei Schleiermacher erlaubt, den numinosen
Gefühlen eine eigenen Bedeutung zuzumessen und sie explizit werden zu lassen.
einer sich objektiv gebenden
Methodologie zu einer „angewandten“ wird, lässt sich an unterschiedlichen
Vorverständnissen explizieren und exemplifizieren. Der Frankfurter Museumspädagoge
Sven Lichtenecker (S. 41–65) macht dies
am Tempel als Palast des Heiligen deutlich: Tempelarchitektur in kosmischer Geometrie – umgesetzt am Ebenmaß
des idealen menschlichen Körpers.
Der Autor führt dies beispielhaft an dem
römischen Architekturtheoretiker Vitruv (1. Jh. v. Chr.)
und an Leonardo da
Vinci vor.
Frage beschäftigt sich der Religionswissenschaftler Martin Mittwede von der Universität Frankfurt/M. (S. 67–74).
Immerhin gibt es auch eine Transzendenz, die gleichzeitig in der empirischen
Wirklichkeit gegenwärtig (immanent) ist (S. 72). Offensichtlich muss über die
Realität des Bewusstseins neu nachgedacht werden. Dabei spielt offenbar der
menschliche Körper eine Schlüsselrolle. Das führt die
Religionswissenschaftlerin und Fotokünstlerin Natalia Diefenbach, ebenfalls von der Universität Frankfurt/M.
weiter aus (S. 23–32): Körperlichkeit im Zusammenhang mit dem Heiligen hat u.a.
narrativ-religiöse, religionspsychologische, religionshistorische und visuelle
Kontexte. Das bedeutet die Ausrichtung auf eine vieldimensionale
Wahrnehmbarkeit. Diese konkretisiert sich in den Geschichten der Götter und der
Heiligen. Im Hinduismus, Buddhismus und Christentum hat sich dazu oft ein
intensiver Reliquienkult entwickelt, weil man bestimmten Körperteilen der
Verehrten besondere Kraft zuschrieb/zuschreibt. Der Gräberkult dürfte dann eine
sekundäre Variante der Reliquienverehrung sein. (S. 32).
des Heiligen auch phänomenologisch abzusichern, geht der Mitherausgeber Wolfgang Gantke auf die Krise des Naturalismus ein (S. 33–40).
Das hat zu erheblichen Schwierigkeiten des Verstehens geführt: „Die nicht immer
offen ausgesprochene naturalistische Unterstellung einer durchgängigen
Berechenbarkeit und damit Beherrschbarkeit der Wirklichkeit hat … nur zu
größerer Unberechenbarkeit und Unübersichtlichkeit geführt“ (S. 37). Darum gilt
es im Sinne einer „pluralistisch orientierten Lebenshermeneutik“ die
„Verabsolutierung endlicher Teilwahrheiten über das Unendliche“ zurückzuweisen
(S. 40).
Gantke naturalistische Erklärungsversuche von Religion für defizitär an. Weder
eine Perspektive von außen noch eine Reduktion auf die immanent zugänglichen
Bereiche von religiösen Phänomenen können das „Heilige“ zureichend erfassen.
übergreifende Erklärung von Religion nötig, die Schmidt-Leukel am Weiterführendsten
bei John Hick erkennt. Dieser bezieht sich weniger auf das Heilige als vielmehr
auf die transzendentale Wirklichkeit überhaupt. Es ist der Annäherungsversuch
an die „fünfte Dimension, die Hick mit „The Real“ umschreibt. Wie von daher ein
religiöses Denkmuster im Einzelnen aussieht, lässt sich letztlich nur durch
Nachfrage bei den jeweiligen Menschen genauer eruieren.
„Russian Presdiential Academy of National Economy and Public Administration
(RANEPA). Der Autor favorisiert ein ontologisches
Modell eines Weltbildes, das die Transzendenz
mit einschließt.
ebenfalls eingebunden (S. 96).
Das Sakrale – in der traditionellen Kultur
tabuisiert – funktioniert in diesem Weltmodell dann als das Numinose (S. 97).Im Sinne einer genaueren Klärung ist es wichtig, hier noch einmal
auf den Beitrag von Marianne Schröter
über
Frankfurt/M. Auf der Basis einer „pseudo-renaturierten Welt sakralisierter
Kulturelemente“ (S. 127) erinnert er an das
Heilige als „Urkraft des freigestellten Bewusstseins“ (S. 128). Mit Blick
auf die Brennpunkte in der Geschichte der westlichen Kultur zeigt er, wie
Reformation, Renaissance, Aufklärung und die Revolte des Liberalismus im 19.
Jahrhundert „die religiöse Innenwelt des westlichen Menschen grundsätzlich
umgestaltet“ haben (S. 130): Idee und Praxis der Religionsfreiheit sind aber
keineswegs Hinderungsgründe, Existenzgestaltungen zu ermöglichen, die auf eine
Identität bauen und eine Authentizität ermöglichen, in der das „Heilige“ –
trotz gegenteiliger Behauptungen – menschlichen Zugriffen entzogen bleibt.
133–141). In seiner Pluralität bildet dieses „stets eine spirituelle Brücke
zwischen Religion und mystischer Erkenntnis“ (S. 139). Die Anhänger der
Religionen werden aufgrund ihres besonderen „am Heiligen orientierten Weg“ (aaO),
dem anderen in seinem religiösen Anderssein dies ebenfalls zubilligen (müssen).
Weil die „echte“ Begegnung mit dem Heiligen die „menschliche Seele „veredelt“
und zu verantwortungsvoller Erziehung aufruft (S. 140), wird sich eine
dialogische Lernkultur immer auf die Nächstenliebe
als Grundlage von religiöser Toleranz berufen. So erinnert die Hoffnung auf
die Frieden stiftende Kraft des Heiligen nicht nur an Rudolf Ottos tiefstes
Anliegen (S. 141), sondern macht – wie die durchaus empathische
Problematisierung dieses Begriffs im gesamten Buch – die Bedeutung des Heiligen
für das gegenwärtige Existenz- und Kulturverständnis unmissverständlich
deutlich.
vermittelt wichtige Anstöße, um „das Heilige“ in verschiedenen Kontexten
wahr-zunehmen und sich zu verdeutlichen: Objektivierbare Zugriffe auf Numinoses
insgesamt führen offensichtlich in eine Sackgasse. Rudolf Ottos Position „des Heiligen“ spielt
für gegenwärtige Verstehens-Annäherungen darum eine nicht zu unterschätzende
Rolle.
ERGÄNZEND:
- Pablo Argaráte / Willibald Hopfgartner (Hg.):
Zwischen Gott und Welt; das Heilige.
2
Religiöse Erfahrung
und theologische Reflexion.
Theologie im kulturellen Dialog,, Bd. 4
Innsbruck-Wien: Tyrolia 2023, 221 S.
(Besprechung in Vorbereitung)

Wiesbaden: Steiner 2017, 276 S. >>> Verlagsinformation >>> Inhaltsverzeichnis >>> und Leseprobe >>>
Peter J. Bräunlein: Was ist uns heilig? >>> aaO 9-28 —
(PDF-Download über academia.edu)
Peter J. Bräunlein: Was ist uns heilig? >>> aaO 9-28 —
(PDF-Download über academia.edu)
- Hans Joas: Die Macht des Heiligen.
Eine Alternative zur Geschichte der Entzauberung.
Berlin: Suhrkamp 2017, 527 S. –
>>> Inhaltsverzeichnis und Leseprobe: hier - Thorsten Dietz / Harald Matern (Hg.): Rudolf Otto. Religion und Subjekt.
Christentum und Kultur, Bd. 12.
Zürich: TVZ 2012, 264 S., Register
Rezension: hier - Carsten Colpe (1929-2009): Über das Heilige.
Versuch, seiner Verkennung, kritisch vorzubeugen.
Frankfurt/M. Hain 1990, 93 S. - Carsten Colpe (Hg.): Die Diskussion um das „Heilige“.
Wege der Forschung, Bd. CCCV
Darmstadt: WBG 1977, 500 S., Namenregister
Heilige, 31.07.15 u.ö.