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Amin Maalouf:
des civilisations
Er emigrierte zu Beginn des
libanesischen Bürgerkrieges 1976 über Zypern nach Paris,
wo er seitdem lebt und als Journalist
sowie als Schriftsteller arbeitet.
Seine Reisen führte ihn nicht nur
in die arabische Welt, sondern auch in andere Regionen. Insgesamt liegt der Schwerpunkt seines Schaffens auf den Beziehungen
zwischen Orient und Okzident.
Er gilt darum als ein herausragender Sachkennner der geopolitischen Veränderungen und der Einschätzung von Konflikten. Amin Maalouf war Chefredakteur der Wochenzeitschrift
An Nahar International sowie des Wochenmagazins Jeune Afrique.
Während des Vietnamkrieges und der Islamischen Revolution war er als Kriegsberichterstatter unterwegs.
Als Buchautor hat er Romane und Essays veröffentlicht, die weltweit großen Anklang finden. Seine Werke sind in etwa 25 Sprachen übersetzt worden. Sein erstes größeres Werk Die Kreuzzüge aus der Sicht der Araber (1983) wurde zum Standardwerk.
Das Libretto schrieb Maalouf.
Dieses Buch thematisiert die gegenwärtigen Konflikte mit ihren weltweiten Folgen.
Nos frères inattendus. Roman. Paris: Grasset 2020, 336 pp.
Unsere unerwarteten Brüder — Leseprobe >>>
Amin Maalouf, am 28.09.2023 gewählt: zum ständigen Sekretär
der prestigeträchtigen Homepage: Académie française
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Amin Maalouf bei der „Comédie du livre de Montpellier„, am 23. Mai 2009 (wikipedia.fr) |
Die Analysen von Amin Maalouf
sollten unbedingt beachtet werden:
Seine Intuitionen setzt er
in Vorhersagen um.
Damit weist er frühzeitig auf
Entwicklungen hin, ehe diese
einem größeren Publikum vor Augen treten.
Er sah bereits vor zwanzig Jahren
den Aufstieg mörderischer Phänomene,
und vor zehn Jahren, wie die Deregulierung
der Welt beängstigend zunahm.
Er ist heute überzeugt,
dass wir uns kurz vor
einem weltweiten Schiffbruch befinden,
der alle Bereiche der Zivilisation betrifft.
Obwohl Amerika die einzige Supermacht bleibt,
verliert es jegliche moralische Glaubwürdigkeit.
Ein gemeinsames Europa,
das sowohl seinen Völkern
als auch dem Rest der Menschheit
das bedeutendste und beruhigendste
Projekt der Humanität unserer Zeit anbot, droht sich aufzulösen.
Die arabisch-muslimische Welt ist in eine tiefe Krise verwickelt,
die ihre Menschen in Verzweiflung stürzt und
katastrophale Auswirkungen auf den gesamten Planeten hat.
Große „aufstrebende“ oder „wiedergeborene“ Nationen wie China,
Indien oder Russland verschlechtern
das Klima auf der Weltbühne, auf der jeder für sich und das Gesetz des Stärksten herrschen.
Ein neues Wettrüsten scheint unvermeidlich.
Ganz zu schweigen von den ernsten Bedrohungen (Klima, Umwelt, Gesundheit),
die den Planeten belasten und denen wir nur durch eine globale Solidarität begegnen können,
aber diese fehlt.
Seit mehr als einem halben Jahrhundert beobachtet der Autor
auf vielen Reisen die Welt.
So war er am Ende des Vietnamkrieges in Saigon
und sah unmittelbar das Aufkommen der Islamischen Republik in Teheran.
In diesem kraftvoll und umfassend geschriebenen Buch
erlebt man Amin Maalouf als engagierten Zuschauer,
aber auch als analytischen Denker. Er mischt Erzählungen und Reflexionen und
erzählt von einigen Großereignissen, die er als einer der wenigen Augenzeugen miterlebte.
Danach prüft er als Historiker die eigene Erfahrung, um uns zu erklären,
welche aufeinander folgenden Verschiebungen die Menschheit erlebt hat.
Die Bilanz ist ernüchternd:
Man kann nur wünschen, dass sich seine Ahnungen nicht bewahrheiten – und der Schiffbruch ausbleibt.
Informations de l’éditeur
Il faut prêter attention aux analyses d’Amin Maalouf: ses intuitions se révèlent des prédictions, tant il semble avoir la prescience des grands sujets avant qu’ils n’affleurent à la conscience universelle. Il s’inquiétait il y a vingt ans de la montée des Identités meurtrières ; il y a dix ans du Dérèglement du monde. Il est aujourd’hui convaincu que nous arrivons au seuil d’un naufrage global, qui affecte toutes les aires de civilisation.
- Die Veröffentlichungen von Amin Maalouf im Verlag Grasset
- Französisch: hier (bei Amazon.fr)
- Deutsch: hier (bei Amazon.de)
— Rezensionsnotizen einiger seiner Bücher bei „Perlentaucher“
—– Les identités meurtrières. Le Livre de poche, 2001
[Grasset & Fasquelle, 1998], 125 pp.
Rezension in: La Plume Francophone, 11.02.2007
— Le dérèglement du monde. Essai. Paris: Grasset 2009
Rezension in Agora Vox, 23.04.2009
— Der Heilige Krieg der Barbaren. Die Kreuzzüge aus der Sicht der Araber.
Aus dem Französischen von Sigrid Kester.
München: Diederichs 1996, 300 S., Personenregister
Rezension in „Der Humanist“ (abgerufen, 25.03.2015)
— Les jardins de lumière. Roman. Paris: Lattes 1991, 341 pp.
Rezension in „Grain de sel“, 04.01.2006