Perry Schmidt-Leukel (Hg.):
Buddhist-Christian Relations in Asia.
Sankt Ottilien: EOS Editions 2017, 460 S.
ISBN 978-3-8306-7851-9, 29,95
Euro.
Die
Beziehungen zwischen Buddhisten und Christen in buddhistisch geprägten
Ländern Asiens stehen im Mittelpunkt einer neuen Publikation des
Religionswissenschaftlers und anglikanischen Theologen Prof. Dr. Perry
Schmidt-Leukel vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“. Der Band ist
unter dem Titel „Buddhist-Christian Relations in Asia“
(Buddhistisch-Christliche Beziehungen in Asien) im Verlag EOS Editions
erschienen. Er enthält die Beiträge der gleichnamigen Konferenz des
„European Network of Buddhist-Christian Studies“ im Juni 2015, die
Schmidt-Leukel maßgeblich mit konzipiert hat.
„Die Beziehungen zwischen
Buddhismus und Christentum in Asien unterscheiden sich deutlich von der
Situation im Westen, weil hier Christen meist eine religiöse Minderheit
sind, die unter einer buddhistischen Mehrheit lebt“, erläutert der
Wissenschaftler.
Das Zusammenleben von Christen und Buddhisten in Asien sind dem
Religionswissenschaftler zufolge keineswegs unproblematisch.
In einer
Reihe von asiatischen Ländern wirken die negativen Erfahrungen aus der
christlichen Kolonialzeit immer noch nach und belasten das Verhältnis.
Anders allerdings in Süd-Korea: Hier war das buddhistische Japan
Kolonialmacht und die koreanischen Christen konnten sich als Verteidiger
nationaler Souveränität präsentieren. „Das ist wahrscheinlich mit ein
Grund dafür, dass das Christentum nur in Korea zahlenmäßig
vergleichsweise erfolgreich war“, so Schmidt-Leukel. In vielen Ländern
Asiens bilden nationale und religiöse Identität eine enge Symbiose.
„Wenn Thailänder-sein oder Burmese-sein gleichbedeutend ist mit
Buddhist-sein, dann haben Christen in diesen Ländern einen schweren
Stand. Die Probleme der Integration des religiös Fremden begegnen uns
hier in umgekehrter Relation.“
Ein breit angelegter Vergleich
Erstmals stellt dieses Kompendium christlich-buddhistische
Beziehungen in sechs unterschiedlichen Ländern Asiens vor. Dabei handelt
es um die drei von Theravāda-Buddhismus geprägten Länder Sri Lanka,
Thailand und Myanmar, sowie um die drei mahāyana-buddhistischen Länder
Japan, Korea und China.
Jedes Land wird in drei Kapiteln behandelt:
Ein
einführendes Kapitel gibt jeweils einen Überblick über die Geschichte
und den Stand der Beziehungen zwischen beiden Religionsgemeinschaften in
dem betreffenden Land. Daran schließen sich zwei stärker subjektiv
geprägte Darstellungen der Beziehungen an und zwar aus der Sicht eines
Christen und eines Buddhisten, die sich in dem entsprechenden Land im
Dialog beider Religionen engagieren.
„Diese analoge Struktur in der
Behandlung der einzelnen Länder ermöglicht eine vergleichende
Betrachtung“, erläutert der Wissenschaftler.
Eine zusammenfassende
Einordnung geben Prof. Schmidt-Leukel in seiner Einleitung
sowie der
1975 in Münster promovierte Religionswissenschaftler und
Theologe Prof.
Dr. John D’Arcy May vom Trinity College in Dublin in einem
Schlusskapitel.
Die Beiträge des Buchs zeigen einerseits, dass es zwar in allen sechs
Ländern immer wieder ähnliche Fragen sind, die auf der Ebene der
Glaubenslehren beider Religionen auftreten, wie der Herausgeber
erläutert. Doch die Bereitschaft, sich mit diesen Fragen
auseinanderzusetzen, und der Einfluss, den die konkreten Beziehungen
beider Religionen zueinander auf diese Fragen haben, variierten stark.
Nicht selten zeige sich der Buddhismus in Asien weit weniger offen für
das religiös Fremde als man im Westen gemeinhin annehme. Aber auch
Christen in Asien tun sich keineswegs immer leicht damit, eine
feindselige Haltung gegenüber anderen Religionen aufzugeben. „Das Buch
thematisiert beides, die Hindernisse, aber auch die positiven Chancen
für einen offenen und konstruktiven Dialog.“
Zum Autor:
Prof. Dr. Perry Schmidt-Leukel leitet am Exzellenzcluster das Projekt
C2-16 „Interreligiöse Theologie“. Er gehört der Arbeitsplattform
„Transkulturelle Verflechtungen“ und der Koordinierten Projektgruppe
„Transfer zwischen Weltreligionen“ an. (exc/ill)
Mehr zur Arbeit des Autors: hier
Übernommen aus der Information „Religion und Politik“, Exzellenzcluster der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster