et sionisme
Paris: Seuil 2019, 448 pp. — ISBN 978-2021211658
Die Juden in Frankreich zwischen Republik und Zionismus
Die Französische Revolution hatte sie emanzipiert: Sie hatte ihnen die gleichen bürgerlichen und politischen Rechte wie anderen Staatsbürgern gewährt. Es gab allerdings eine Bedingung: sie mussten sich bereit erklären, die religiöse Praxis nur in der Privatsphäre auszuüben. Die Juden Frankreichs ließen sich darauf ein und widmeten sich mit ganzem Herzen der Republik. Sie leisteten ihren Beitrag zur Entwicklung der Demokratie und des Säkularismus. Dies war die große Ära des Franko-Judaismus. Trotz der antisemitischen Verfolgungen, denen sie in der Zeit des Vichy-Regimes (1940-1944) ausgesetzt waren, ließen sich die Juden Frankreichs nach der Befreiung trotz der Gründung des Staates Israel (1948) weiterhin vom Geist der republikanischen Integration beseelen. Nach der Unabhängigkeit der maghrebinischen Staaten von der französischen Kolonialherrschaft kam es neben den Auswanderern nach Israel zu einer Welle von nordafrikanischen Rückkehrern nach Frankreich.
Vgl. Ulrich Schmid: Der jüdische Exodus in Nordafrika (NZZ online 25.03.2018)
Hier gibt es die ersten Hinweise der Andersartigkeit: Die Neuankömmlinge hatten nicht die gleiche Integrationskultur wie die Juden aus Osteuropa.
Der Sechs-Tage-Krieg (1967) markierte dann den Wendepunkt: Israel erwartete von den Juden aus aller Welt eine unerschöpfliche Unterstützung. So entsteht der französische Zionismus: Loyalität gegenüber dem Land der Zugehörigkeit, natürlich, aber auch gegenüber Israel und seiner Politik, wie sich diese auch immer gestalten mag.So versuchen heute die dominierenden Institutionen des französischen Judentums ihre Landsleute verstärkt davon zu überzeugen, dass ihr Schicksal nicht mehr mit dem Prinzip einer gerechten und anspruchsvollen Republik verbunden ist, sondern mit einem „Nationalstaat des jüdischen Volkes“ mit messianischer Tendenz, der nichtjüdische Minderheiten diskriminiert.Vom dominierenden französischen Judaismus unter der Dritten Republik bis zur heutigen französisch-zionistischen Wende hat die Geschichte der Juden Frankreichs viele Wechselfälle gekannt.
Hier wird die Geschichte von einem ihrer Söhne erzählt, auf der Grundlage einer außergewöhnlichen Dokumentation und durch eine reiche und vielfarbige Darstellung.
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