GOOGLE – mehr als ein Rückblick auf die meist geklickte Suchmaschine der Welt

Steven Levy: Google Inside:
Wie Google denkt, arbeitet und unser Leben verändert
Originaltitel: In the Plex. How Google Thinks, Works, And Shapes Our Lives
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Gerhard Franken

Frechen: mitp (IT Fachbuchverlag) 2012, 539 S.
ISBN-10 : ‎3826692438
ISBN-13 : ‎978-3826692437

Inhaltsverzeichnis und Leseprobe

Vgl. auch den englischen Wikipedia-Artikel über Google

Hinter dem freundlich klingenden Motto von Google „Don’t be evil – tu nichts Böses“ steht ein Geschäftsmodell, mit dem in kürzester Zeit neben der eigentlichen Suchmaschine umfangreiche Geschäftsfelder und Produkte um Bücher, Nachrichten, Texte und Tabellen, Landkarten und Kalender, Lexika, Übersetzungsdienste, Bilder und Börseninformationen entstanden sind. Google veröffentlichte den eigenen Webbrowser Chrome und Android, das Betriebssystem für Handys.

Google („googeln“) bedeutet, dass achtzig Prozent aller Suchanfragen im Netz über diese Suchmaschine abgewickelt werden.
Und dann: die „Krake“ entscheidet dabei allein, welche Internetseite in der Ergebnisliste ganz oben steht …

Die im September 1998 gegründete Firma mit Sitz im kalifornischen Mountain View, dem Zentrum des Silicon Valley, hat mehr als 10.000 Mitarbeiter, verdient ihr Geld mit ihren speziellen Suchdiensten  und erwirtschaftete Milliarden Dollar. Aber die Machtfülle und Marktmacht von Google sind für viele Kritiker des Internetgiganten beunruhigend. Google betreibt Dutzende Datenzentren in den Vereinigten Staaten und in Europa, schweigt sich jedoch über die Anzahl der dort eingesetzten Server aus. Dazu kommen Klimaaspekte: Eine Anlage mit den Servergebäuden und angeschlossenen Kühleinrichtungen verbraucht 103 Megawatt Strom – so viel wie 82.000 Haushalte.

Kein anderes Buch enthüllte jemals derart viele Google-Interna wie Levys Google Inside.
Es lohnt sich darum auch nach 11 Jahren immer noch, dieses Buch zu lesen, besonders jedoch im Horizont von ausufernder globaler Macht im Bereich der Digitalisierung.
(Zusammenstellung mit Bezug auf den Artikel von Bernd Graff: Supermacht Google. Die Krake, SZ 17.05.2010)

Dazu passt exakt diese Meldung: Das Bundeskartellamt hat Google am 11.01.2023 abgemahnt. Man habe dem US-Konzern eine „ausführlich begründete Abmahnung“ zukommen lassen, teilte die Behörde am Mittwoch mit. Die Tochter des US-Internetkonzerns Alphabet müsse ihre Datenverarbeitungskonditionen anpassen, forderten die Bonner Wettbewerbshüter. „Das Geschäftsmodell von Google baut ganz grundlegend auf der Verarbeitung von Nutzerdaten auf“, erklärte Kartellamtschef Andreas Mundt. „Das Unternehmen muss den Nutzerinnen und Nutzern ausreichende Wahlmöglichkeiten hinsichtlich der Verarbeitung ihrer Daten einräumen.“

Aus dem interessanten Inhalt – leider jedoch mit einer fehlenden internen Struktur der einzelnen Kapitel – sei herausgehoben:

Die Suche nach Google S. 7

Teil 1  S. 15ff. Die Welt aus der Sicht von Google:
                        Biografie einer Suchmaschine

Teil 2  S. 91ff. Googlenomics: Das Geheimnis des Internet-Profits

Teil 3  S. 157ff. Sei nicht böse: Wie die Google-Kultur entstand

Teil 4  S. 217 ff. Googles Wolke:
                        Aufbau von Datenzentren zur Speicherung
                        aller jemals verfassten Werke;

Teil 5  S. 275 ff. Jenseits der eigenen Gefilde:
                        Google-Telefone und Google-TV

Teil 6  S. 341 ff. GuGe: Googles moralisches Dilemma in China

Teil 7  S. 401 ff. Google.gov: Ist das, was für Google gut ist,
                        auch gut für Regierung und Öffentlichkeit?

Epilog  S. 469ff: Google in der Verfolgerrolle

Der Verlag bewirbt das Buch folgendermaßen:

„Nur wenige Unternehmen waren jemals derart erfolgreich wie Google – das Unternehmen, das das Internet verändert hat und zu einem unentbehrlichen Teil unseres Lebens geworden ist. Der erfahrene Technikredakteur Steven Levy erhielt beispiellose Einblicke in das Unternehmen und begleitet den Leser in die Google-Zentrale, um ihm zu zeigen, wie Google arbeitet. Wichtig: dass es um Menschen geht, Menschen, die Pläne, Ideen und Ziele und eine eigene Geschichte haben – wie Larry und Sergey, die Google-Gründer.
Noch während ihres Studiums in Stanford gelang es den beiden Google-Gründern Larry Page und Sergey Brin, die Internet-Suche zu revolutionieren und daraufhin Milliarden mit Internet-Werbung zu verdienen. Dank dieses Goldesels konnte das Unternehmen enorm expandieren und weitere Projekte wie effizientere Datenzentren, Open-Source-Mobiltelefone, kostenlose Internet-Videos (YouTube),
Cloud-Computing und die Digitalisierung von Büchern in Angriff nehmen. Der Schlüssel zu Googles Erfolg in all diesen Bereichen ist, wie Levy enthüllt, ihr technischer Ansatz und ihre Orientierung an Internet-Werten wie Geschwindigkeit, Offenheit, Experimentierfreudigkeit und Risikobereitschaft.“

Levy merkt aber auch an, dass Google in China gescheitert ist und nun im Bereich der sozialen Netzwerke den erfolgreicheren Konkurrenten hinterherhetzen muss.

Als Basis zum Buch wurden weit über 200 Interviews mit allen wichtigen Personen geführt. Herausgekommen ist ein Werk, das erstmals wirklich tiefe und auch für Experten neue Einblicke in die Strukturen und Prozesse des Suchkonzerns bietet. Die Blicke hinter die Kulissen, also „Google Inside“, sind höchst spannend. Man kennt Google, man kennt die Suchmaschine. Aber die „Krake“ sammelt ununterbrochen Daten, ermittelt Standorte und speichert Suchanfragen.
Diese Geschichten rund um die Produktentwicklung der Historie von Start Ups, und gerade die Historien der einzelnen Google-Produkte, sind ausgesprochen lesenswert:  Google Inside ist auf etwas mehr als 500 Seiten unterhaltsam und kurzweilig. Das Buch sei durchaus denjenigen empfohlen, die selbst ein Unternehmen in der Online Branche gegründet haben oder gründen wollen. Von der besonderen Art zu denken, von der Besessenheit, von den Grundsätzen der Entscheidungsfindung, von der besonderen Mitarbeiterführung, von den beiden Gründern Brin und Page (übrigens beide Montessori-Schüler) kann man viel lernen. Es ist beinahe eine Pflichtlektüre für jeden, der online aktiv ist, aber die ethische Frage nach Machtnutzung und Machtmissbrauch darf gerade im Zeitalter der Globalisierung nicht ausgeblendet werden.

Der US-amerikanische Journalist Steven Levy (geb. 1951 – vgl. dazu die englische Wikipedia mit den Buchangaben) hat auch über Apple geschrieben: Insanely Great (1994) und The Perfect Thing (2006).
Sein Buch: Hackers: Heroes of the Computer Revolution (1984) ist ein Klassiker zum Thema „Hacker“ geworden.

Prof. Dr. Eckhard Freyer, Bonn