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Griechische Christus-Ikone, 16. Jh. Byzantinisches Museum Athen (Ausschnitt) |
Jesus ist im Islam als unmittelbarer Vorläufer von Mohammed als letztem Propheten von hoher Wertschätzung geprägt. Denn Jesus gehört zum Heilsweg der Muslime. Das gibt dem christlich-islamischen Verhältnis eine besondere Bedeutung. Trotzdem lassen sich scheinbar koranische und christliche Jesusbilder nicht miteinander in Einklang bringen. Die Differenzen wurden durch die Polemiken um den wahren Glauben in der Geschichte noch weiter verschärft.
(vgl. Östliches und Westliches Christentum) sieht den Islam noch als christliche Sekte und untersucht dazu Korantexte, um sie z.T. christologisch umzudeuten
(vgl.: Joachim Braun: Johannes von Damaskus als Koranexeget,
Kath. Universität Eichstätt, 26 S.)
Vgl. Auseinandersetzung und Dialog mit dem Islam im christlichen Mittelalter: hier
Darum sind alle Versuche, die dogmatischen Gräben zu überbrücken, nicht zu unterschätzende Hoffnungszeichen.
1. Die mystische Tradition des Islam, der Sufismus
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Buchcover: Jesus wird von zwei Engeln nach Damaskus gebracht (16. Jh.) Museum Türkischer und Islamischer Kunst, Istanbul |
- Faouzi Skali / Eva de Vitray-Meyerovitch:
Jésus dans la tradition soufie.
Préface de Jean-Louis Girotto.
Spiritualités vivantes 271.
Paris. Albin Michel [2004] 2013, 168 pp.
— ISBN 978-2-226-24658-5 —
Zu Jean-Louis Girotto, vgl. seinen Beitrag:
Traces de soufisme en Europe occidentale
(Dinul Qayyim-Blog, 28.05.2014)Islamische Fundamentalisten gehen davon aus, dass das Jesusbild der Christen pervertiert ist. Aber die Geschichte zeigt, dass selbst konservative Theologen Jesus einen zentralen Platz in der islamischen Spiritualität einräumen: Er wird als „Siegel der Heiligkeit“ wahrgenommen, während Mohammed das „Siegel der Prophetie“ ist. Für den Sufismus wird Jesus als spiritueller Meister und Seelenführer angesehen, denn Jesus lebte in einer besonders innigen Freundschaft und Nähe mit Gott. Faouzi Skali und Eva de Vitray Meyerovitch, zwei der wichtigsten französischsprachigen Spezialisten im Sufismus, spiegeln koranische Jesustexte an mystischen Aussagen von Rumi, al-Ghazali und Ibn Arabi. So entsteht ein Jesusbild, das sein Zentrum im Mysterium der göttlichen Liebe hat.
Dieser Beitrag ist insofern ungewöhnlich, weil dies die einzige Zusammenarbeit zwischen den beiden Autoren darstellt, dem muslimischen Anthropologen und Ethnologen Faouzi Skali (geb. 1953) und der später zum Islam konvertierten Islamwissenshaftlerin Eva de Vitray-Meyerovitch (1909-1999). Die erste Ausgabe dieses Gemeinschaftswerks erschien 1985. Hier liegt eine stark erweiterte Ausgabe vor. In dieser werden noch Maria, die Mutter Jesu und Johannes der Täufer sowie seine Eltern untersucht. So treten noch die Bedeutsamkeit von Prophezeiung, Heiligkeit und Wunder in der spirituellen Tradition des Islam hervor. Die Nähe von Christentum und Islam findet damit einen schönen Ausdruck und lädt aktuell zu einem weiterführenden Dialog der beiden Monotheismen ein.
2. Neuansätze im christlich-islamischen Dialog
Christian W. Troll SJ
Herman Roborgh / Joseph Victor Edwin (eds.): Witness to a Common Hope = Festschrift für Christian Troll, SJ. Gujarat Sahitya Prakash, India 2022 Christian Troll, geb. 25.12.1037 (Sankt Georgen) >>> Christian W. Troll (Wikipedia) >>> Peter Hünseler (Hg.): Im Dienst der Versöhnung:
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In den vergangen Jahrzehnten hat es durch christlich-islamische Begegnungen in der Theologie bisher so nicht gekannte durchaus ermutigende Ansätze gegeben.
Das beeindruckendste Beispiel haben jedoch zwei Theologen, der Muslim Mouhanad Khorchide (Münster) und der Christ Klaus von Stosch (Paderborn) geliefert. Nicht nur wird die Entwicklungsgeschichte des koranischen Jesusverständnisses nachverfolgt, sondern die Autoren haben auch den gesamten Text gemeinsam verantwortet, d.h. zum ersten Mal ein konsequent interreligiöser Beitrag zur Bedeutung Jesu:
- Mouhanad Khorchide / Klaus von Stosch:
Der andere Prophet. Jesus im Koran.
Freiburg u.a.: Herder 2018, 318 S.
>>> Verlagsinformation: hier
>>> Ausführliche Rezension: hier
>>> Interview mit den Autoren
(Deutschlandfunk, 26.12.2018)
Koran und christlich-islamische Annäherungen
- Mohammed und Jesus auf dem Weg zum Propheten Jesaja – eine Bildbetrachtung
- A.
Alem: Mohammad dans la Bible et Jésus dans le Coran. Paris: Éditions DAZ 1989,
347 pp. - Muhammad‚’Ata
ur-Rahim / Ahmad Thomson: Jesus. Prophet of Islam.
Elmhurst, NY: Tahrike Tardsile Qur’an [1977] 2003, 335 pp. revised editon - Zur Bedeutung des BARNABAS-EVANGELIUMS im christlich-islamsichen Dialog
- Martin Bauschke: Der Sohn Marias. Jesus im Koran. Darmstadt:
Lambert Schneider (WBG) 2013, 200 S.
>>> Ausführliche Rezension: hier - Ahmed
Deedat: Christus im Islam. Alexandria (Ägypten): Conveying Islamic Message
Society o.J., 86 S. - Ahmed
Deedat: Crucifixion ou cruci-fiction?
Beyrouth, Liban: Éditions Baker 1992, 96
pp. - Michel Dousse: Marie, la musulmane. Paris. Albin Michel 2005,
268 pp. -
Christian Espelage /Hamideh Mohagheghi /Interreligiöse Öffnung durch Begegnung
Michael Schober (Hg.): - Míkel de Epalza: Jesus zwischen Juden, Christen und Muslimen.
Interreligiöses Zusammenleben auf der Iberischen Halbinsel (6.–17.
Jahrhundert).
Hg.: Reinhard Kirste. Frankfurt/M.: Lembeck 2002, 303 S.
>>> Mehr zum Autor, ausführliche Rezension und das Buch als PDF-Datei - Mark A. Gabriel: Jésus et Mahomet. Profondes différences et surprenantes ressemblances.
Romanel-sur-Lausanne: Ourania 2007, 303 pp. - Kamel
Hussein: La Cité inique. Récit philosophique.
Traduction de l’arabe et
introduction de Roger Arnaldez,préface de Jean Grosjean.
Paris: Sindbad 1973, 159 pp.
>>> Eine muslimische Erzählung zum Karfreitag – Rezension: hier - Elsa Sophia von Kamphoevener: Islamische Christuslegenden. Fromme
Legenden des Islams.
Zürich: Arche 1963, 55 S. - Zeyneb Sayılgan: Islam und Christentum: Der muslimische Jesus (Qantara.de, 17.04.2025)
- Tarif Khalidi: Der muslimische Jesus. Aussprüche Jesu in der
arabischen Literatur.
Düsseldorf:
Patmos 2001, 230 S.
— Englisches Original: The Muslim Jesus. Cambridge, Mass. (USA):
Harvard University Press 2001
— Französische Übersetzung: Un musulman, nommé Jésus. Paris. Albin Michel
2003 - Wolfgang Klausnitzer: Jesus und Muhammad. Ihr Leben, ihre
Botschaft. Eine Gegenüberstellung.
Freiburg u.a.: Herder 2007, 215 S., Personenregister - Karl-Josef Kuschel: Weihnachten und der Koran. Düsseldorf: Patmos 2008, 158 S.
>>> Rezension: hier - Karl-Josef Kuschel: Juden, Christen und Muslime. Herkunft und Zukunft.
Düsseldorf: Patmos 2007.Fünfter Teil: Maria und Jesus oder: Zeichen Gottes für die Welt, S. 462-534 - Karl-Josef Kuschel: Die Bibel im Koran. Grundlagen für das interreligiöse Gespräch.
Ostfildern: Patmos 2017, 672 S. >>> Informationen: hier - OddbjØrn Leirvik:
Images of Jesus Christ in Islam. Introduction, Survey of Research, Issues of
Dialogue. Studia Missionalia Upsaliensia LXXVI. Uppsala: Swedish Institute of Missionary Research 1999, 269 pp., index of
authors - Christian
Makarian: Le Choc Jésus Mahomet. Paris: J.C. Lattès 2008, 329 pp. - Sulaiman
Mufassir: Jesus in the Qur’an.Indianapolis, Indiana (USA): American
Trust Publications 1978, 4th printing, 13 pp. - William
E. Phipps: Muhammad and Jesus. A Comparison of the Prophets and Their Teachings.
New York: Continuum 1996, XI, 304 pp., index - Günter Riße: „Gott ist Christus, der Sohn der Maria“. Eine
Studies zum Christusbild im Koran. Begegnung.
Kontextuell-dialogische Studien
zur Theologie der Kulturen und Religionen, Bd. 2. Bonn: Borengässer 1989, 275
S. - Neal
Robinson: Christ in Islam and Christianity.
Albany, NY. State Univ. New York
Press 1991, X, 235 pp., index - Olaf H. Schumann: Der Christus der Muslime.
Christologische
Aspekte in der arabisch-islamischen Literatur.Kölner Veröffentlichungen zur Religionsgeschichte, Bd. 12.
Köln-Wien: Böhlau
1988, 2. Aufl., 294 S. - Faouzi Skali / Eva de Vitray-Meyerovitch: Jésus dans la tradition soufie.
Spiritualités
vivantes 271.
Paris. Albin Michel [2004] 2013, 168 pp. (s.o.) - Klaus von Stosch / Mouhanad Khorchide (Hg.):
Streit um Jesus – Muslimische und christliche Annäherungen.
Beiträge zur Komparativen Theologie, Bd. 14. Paderborn: Schöningh 2016, 282 S.
>>> Inhaltsverzeichnis und Leseprobe: hier