Kloster und Klosterreformen = spirituelle und politische Umbrüche: Cluny – Hirsau (aktualisiert)

Die erweiterte Kirche von Cluny (Cluny III),
Erhaltener Rest Querschiff mit Turm (Glockenturm)
Vgl. auch Cluny III (wikipédia.fr)

Die Kirche war 40 m länger als der Kölner Dom!

Von der burgundischen Abtei Cluny ging im 10. Jahrhundert eine Bewegung aus, die Cluniaziensische Reform, die der Verweltlichung und Verwahrlosung der Klöster aufs Schärfste entgegentrat und die Rückkehr zur Ordensregel des Hl. Benedikt: Armut, Keuschheit, Gehorsam konsequent umsetzte. Zugleich unterstellte sich diese monastische Reformbewegung im Zusammenhang mit der Gregorianischen Reform dem Papst und erweiterte damit seine Machtbefugnisse, blieb dadurch jedoch weitgehend autonom, denn man verbat sich jegliche weltliche Einflussnahmen. Die Reform drohte maßlos zu werden. So wurden zwar im Rahmen einer intensiv kultivierten Gebetspraxis (bei faktischer Verachtung körperlicher Arbeit) auch die Wissenschaft sowie die Frömmigkeit der Laien gefördert. Darum spielten die Volkssprachen eine wichtige Rolle. So wuchs den Klöstern auch eine wichtige Bildungsaufgabe zu.

Neben dem großen Einfluss von Cluny (spirituell, finanziell und machtpolitisch) und seiner überdimensionierten Klosteranlage gab es jedoch weitere Reformklöster wie die Benediktinerabteien Gorze (Lothringen) und Siegburg (Rheinland), die viele Elemente der Reformen aus Cluny übernahmen. 

La Charité-sur-Loire: Kirche Notre Dame mit Konventsgebäuden (wikipédia.fr)

Die gotische Laienkirche (13. Jh.)
der Abtei Gorze, Lothringen 
(Fotop: IRB)




Im deutschen Sprachraum führte der Einfluss von Cluny dazu, dass das Kloster Hirsau im Schwarzwald im 11./12. Jahrhundert wie eine Transferstation dieser Veränderungen wirkte – das „deutsche Cluny“ –  und sich dennoch ziemlich eigenständig die

Ehem. Benediktinerabtei St. Michael, Siegburg

Hirsauer Reform entwickelte – bis hin zu bestimmten Bauformen und architektonischen Strukturen („Hirsauer Bauschule“). Die Hirsauer drängten nämlich die Macht der Bischöfe und ihrer Verwalter auch als weltliche Herrscher nicht zurück und fanden darum erhebliche Zustimmung beim Adel.

Klosterkirche Alpirsbach

Eine beeindruckende, faktisch vollständig erhaltene Klosteranlage im „Hirsauer Stil“
ist diejenige in Alpirsbach (wikipedia mit Fotogalerie).

Homepage: Kloster Alpirsbach >>>
Insgesamt brachten die Klosterreformen beeindruckende Verbesserungen im oft heruntergekommenen spirituellen Leben der Klöster. Allerdings führten die wachsende politische und ökonomische Einflussnahme sowie finanzielle Probleme und Abhängikeiten der Klöster zu Spannungen und Schwächungen. Der Einfluss der Hirsauer Reform ging bereits Ende des 12. Jahrhunderts zurück. Stattdessen gewann die im Kloster Cîteaux sich konstituierende Zisterzienser-Reform mit konsequenter Durchsetzung des Armutsideals und damit in Abgrenzung zu Cluny stetige Bedeutung und eine für ganz Europa entscheidende Wirkung.



Kloster Hirsau: Eulenturm (12. Jh.) vor der Hauptkirche,
rechts: Torturm des Herzoglichen Schlosses




Innenbereich des Klosters mit Kreuzgangresten
Im Hintergrund  das herzogliche Schloss von 1592




Außenmauer des Klosters




Reste der Klostergebäude – im Hintergrund der Torturm des Jagdschlosses




Typische Ornamentik der „Hirsauer Bauschule“




Gotische Marienkapelle an der  östlichen Klosterseite –
im Obergeschoss war die Klosterbibliothek untergebracht.




Marienkapelle als Ort der Meditation und des Gebets




Die ältere Klosterkirche St. Aurelius, 11. Jh.
Keimzelle der oberhalb liegenden der großen Klosteranlage
mit der Kirche St. Peter Paul
Säulen der romanischen Klosterkirche







Hirsau gehört zur Föderation der Cluniazenser-Stätten.


Lizenz CC


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