Paul Schwarzenau – Vordenker einer religiösen Weltversöhnung (aktualisiert)

Zur Biografie

Paul Schwarzenau wurde am 19.
September 1923 in Dortmund-Hörde geboren. Er starb am 16. November 2006 in Borghorst (bei Münster). Der 2. Weltkrieg war für ihn ein großer Einschnitt, weil er als Nicht-Kriegsbegeisterter
Soldat sein musste. Bei der Offensive der Alliierten 1944 in Frankreich
wurde  er gefangen genommen. Seine Internierung  eröffnete ihm jedoch eine Chance. Mit anderen jungen Wissenschaftlern baute er im Kriegsgefangenenlager Montpellier eine Art Theologisch-Philosophischer Hochschule auf. Die 1956 hier gegründete Reformierte Akademie hat sicher davon einiges als Erbe übernommen. Sie ist heute im Verbund mit  dem Institut Protestant de Théologie in Paris und Montpellier (neben der einzigen französischen Ev.-theol. Fakultät in Straßburg) Ausbildungsstätte für evangelische Theologen in Frankreich .
Nach dem Studium in Münster, wo er 1954 über Martin Buber
promovierte, kam er 1957 nach Hemer (Sauerland) und blieb dort Gemeindepfarrer bis 1963. Anschließend wurde er Studentenpfarrer an der damaligen Pädagogischen Hochschule und der im Aufbau befindlichen Universität Dortmund, die 1968 offiziell gegründet wurde. I
n
dieser unruhigen Zeit der Studentenrevolution engagierte er sich mit den
Studenten und aufgeschlossenen Professoren für
ein befreiendes Lernen. Als man ihn 1971 zum Professor für Ev. Theologie
und ihre Didaktik an die Pädagogische Hochschule Ruhr in Dortmund wählte, merkten
viele sehr schnell, dass man mit ihm einen Lehrer der besonderen Art für das Kollegium der „jungen“ Universität Dortmund bekommen hatte. Er lehrte in Dortmund bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1985.
Paul Schwarzenau war 1982 Mitbegründer der
Christlich-Islamischen Gesellschaft (CIG e.V.) und
1989 der Interreligiösen Arbeitsstelle (INTR°A).


Zur Theologie: Grenzüberschreitendes
Gottesverständnis
Schwarzenau vermittelte als Professor nicht nur Wissen, sondern machte deutlich, dass es notwendig ist, hinter
dem Wissen die unergründliche Weisheit dessen zu spüren, was die Welt im
Innersten zusammenhält. Darum war ihm auch der interreligiöse Austausch und die
Begegnung der Religionen auf derselben geistigen Ebene wichtig. Seine Motivation brachte er so auf den Punkt:
„Alle
Religionen bedürfen einander, nicht nur in ihren Gemeinsamkeiten, sondern auch
in ihren Unterschieden, durch die sie einander ergänzen. Wir sollen in der
eigenen Religion daheim sein und in der anderen Gäste, Gäste nicht Fremde.“

Schwarzenau wagte Grenzüberschreitungen nicht nur zwischen Theologie, Philosophie und Religionswissenschaft, sondern auch hin zur Psychologie, besonders zu C.G. Jung und zur Anthroposophie Rudolf Steiners; ja er untersuchte auch esoterische Strömungen im Blick auf ihre geheimnisvollen Zeichen der „Anderwelt.“
Er ging damit auch bewusst über rationale Welterklärungen hinaus. 



Weiteres zu Leben und Werk: 




Literaturauswahl:

  • Thesen zur Religion (ZRP 28/1973)
  • Vom Totempfahl zum Kruzifix. Vergessene Voraussetzungen unseres Weltverständnisses. 

    Dortmund: Crüwell 1976 

  • Der größere Gott. Christentum und Weltreligionen.
    Stuttgart: Radius 1977 
  • Korankunde für Christen.
    Stuttgart u.a.: Kreuz 1982, 3. erw. Aufl. Hamburg: EBV Rissen 2001 
  • Welt-Theologie. Gesammelte Aufsätze.
    Interreligiöse Horizonte Bd. 3 (IH 3). 

    Köln u.a.: Böhlau 1998 

  • Ein Gott in allem. Aufsätze zum Gottesbild der Religionen. 

    Interreligiöse Horizonte Bd. 5 (IH 5). Köln u.a.: Böhlau 1999

  • GREWEL, Hans / KIRSTE, Reinhard (Hg.):
    Alle Wasser fließen ins Meer. 

    Die grenzüberschreitende Kraft der Religionen.
    Festschrift für Paul Schwarzenau zum 75. Geburtstag.
    Interreligiöse Horizonte Bd. 4 (IH 4).
     Köln u.a.: Böhlau 1998 
  • Rezension von IRANZAMIN, XII.Jg., Ausgabe 4/5 (NF),
    Frühjahr Sommer 1999: „Goethe und Persien“. 
Mitherausgeber
Religionen im Gespräch (RIG 1-9), Bd. 1-9: 1990 – 2006 — Details: hier
— Iserlohner Con-Texte (ICT 1-18), 1986 – 2003
und In
terreligiöse Horizonte (IH 1-5), 1998-2001 — Details: hier

Zeitschrift für Religionspädagogik (ZRP),  ab 1982: Religion heute
Vor der DKV-Residenz in Münster, 24.01.2003

Am 24.08.2003 auf Burg Altena

Vor dem Grabstein von A.W.F. von Zuccalmaglio
 im Burghof Altena am 24.08.2003


Texte: CC

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