Wilhelm Raiffeisen: Das Leben des Genossenschaftsgründers in Texten und
Bildern Neukirchener Verlag 2018, 4. Aufl., 95 S., Abb.
der seine Arbeit
Friedrich Wilhelm Raiffeisen
(1818-1888) schrieb Sozialgeschichte. Neben Hermann Schulze-Delitzsch
(1808-1883) war er einer der Begründer der Genossenschaftsidee.
Der fromme, sozialkonservative Raiffeisen war überzeugt, mit seinen
Hilfsvereinen und den später daraus entwickelten Genossenschaften „die
irdische Wohlfahrt und die himmlische Glückseligkeit“ erreichen zu
können. Der
Autor, Prof. Dr. Dr. Michael Klein, als
Kenner der Geschichte von Raiffeisen; er hat über ihn promoviert und als
Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde in Raiffeisens Geburtsort Hamm/Sieg,
beschreibt in einem Buch sein Leben und Wirken:
Größe: 12,5 x 19,5 cm, im Umfang nur 95 Seiten.
Der Autor erzählt u.a. von der Kindheit von Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Der
Vater hat die Familie in große Bedrängnis getrieben, da er sich aus der
sogenannten Armenkasse, für deren Verwaltung er zuständig war, für seine
eigenen Zwecke bediente. Friedrich Wilhelm Raiffeisen hat sich später in all
seinen Jahren in der Öffentlichkeit, soweit bekannt, niemals Dritten gegenüber
zu seinem Vater geäußert. Seine Mutter musste neun Kinder ohne Beistand ihres
Mannes großziehen.
Raiffeisen war ein gottesfürchtiger Mann, der sich nicht nur für sein eigenes
Wohl einsetzte, sondern ganz im Gegenteil dafür sorgte, dass es anderen, die weniger
hatten, möglich war, ihre Situation zu verbessern. Mich hat beeindruckt, dass
Raiffeisen sich nicht entmutigen ließ, auch wenn er etliche Rückschläge, seien
diese privater oder beruflicher Natur, hinnehmen musste. So hatte er selbst
gesundheitliche Probleme, die später fast zu seiner Erblindung führten. Er verlor früh seine Frau und war mit kleinen Kindern allein.
Zudem gab es beim
Aufbau seiner „Darlehenskassen-Vereine“ zum Teil massive Ablehnungen und auch
Enttäuschungen. Doch Raiffeisen hat sich stets auf seinen Glauben berufen und
im Sinne von Solidarität und Nächstenliebe weitergemacht.
Es wird sein Testament im Buch abgedruckt, das er kurz vor dem frühen Tod seiner Frau
geschrieben hat. Interessant war dabei seine Angst vor einem Scheintod, denn er
forderte, dass bei seinem Ableben das Herz entnommen und neben seinem Leichnam
in den Sarg gelegt werden solle.
Durch die bereits erwähnte Augenproblematik konnte er seinen Beruf als
Bürgermeister nicht mehr ausüben und wurde 1865 in den vorzeitigen Ruhestand
versetzt. Da seine „Darlehenskassen-Vereine“ ihm kein Geld einbrachten, baute er
einen Weinhandel auf, der – zusammen mit einem bescheidenen Ruhegehalt –
seine finanziellen Verhältnisse sicherte.
Die Geschichte mit den vielen Auszügen aus Briefen, Statuten, Protokollauszügen
und Tagebucheinträgen wirkt ausgesprochen interessant. Doch die dicht beschriebenen Seiten haben den Lesefluss und die Lesefreude des Rezensenten etwas gebremst. Ich finde, das Buch hätte ein größeres Format mit ein „luftigeres“ Layout verdient. Mir ist bewusst, dass dann die Ausgabe zu einem
höheren Preis hätte angeboten werden müssen, aber die Darstellung wäre es auf jeden Fall
wert. Zudem hätte ich im Anhang gerne einen kurzen Lebenslauf mit ein paar
wichtigen Stationen seines Lebens und Wirkens gehabt.