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Goethe – Farbseriegraphie von Andy Warhol, 1982 |
Der kleine elsässische Ort Sessenheim ist durch die Liebesgeschichte des Straßburger Jurastudenten Johann Wolfgang Goethe mit der Pfarrerstochter Friederike Brion berühmt geworden. Ein Jahr dauerte die Romanze, von Oktober 1770 bis zum August 1771 – gemeinsame Ausflüge, Kahnfahrten, Spaziergänge.
Der Dichter hat seine Zeit in Straßburg und die Gemeinsamkeiten sowie die letzte Begegnung mit Friederike in Dichtung und Wahrheit beschrieben (insbesondere II,9+10; III,11+12) und schildert diese Liebe auch in seinen Briefen. 1779 schreibt er: Sie „hatte mich ehmals geliebt, schöner als ich verdiente“. Es war dann ein Abschied mit Tränen in ihren Augen und Übelkeit in seinem Magen. Mit einem schlechten Gewissen reiste der inzwischen promovierte Jurist ab. Das Ende der Beziehung teilte er recht unschön in einem Brief aus Frankfurt mit. Friederike hat nie geheiratet und starb 1813 in Meissenheim auf der anderen Rheinseite. Dort war ihr Schwager Pfarrer. Auf ihrem Grabstein steht: Ein Strahl der Dichtersonne fiel auf sie, so reich, dass er Unsterblichkeit ihr verlieh.
Vgl. Dichtung und Wahrheit, Kap. 2, Dritter Teil >>>
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Pfarrhaus von Sessenheim 1770 (Rötelzeichnung Goethes) — wikipedia |
Die Scheune des alten Pfarrhauses |
Ein aufgethürmter Riese da,
Verengt der Abschied mir das Herz:
Weiteres in: Das Elsass und Goethe (Deutsche Welle, 15.08.2017) >>>
Gedichte, die Goethe wahrscheinlich in Sessenheim geschrieben hat. |
Zahlreiche private Sammlerstücke als Zeitzeugen dieser intensiven Liaison motivierten 1890 Wilhelm Gillig zur Gründung eines privaten Goethe-Museums.
Viele Originalschriften wie Gedichte, Briefe aus jener Zeit, Bilder und Stiche, eine umfangreiche Bibliothek mit Goethe-Büchern sowie Kanzel, Kreuz und Wetterhahn der alten Sessenheimer Kirche gehören zu den ausgestellten Exponaten. Die damaligen Kirchenbänke finden übrigens heute Verwendung im Restaurant gegenüber der Kirche.
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Die ev. Kirche von Sessenheim |
Inneres der Kirche: Goethe war hier im Sonntagsgottesdienst. |
In Sessenheim (von Goethe immer Sesenheim genannt) scheint sich seit damals nicht viel verändert zu haben; aber die Besucher finden viele Orientierungshinweise, um so den Spuren der beiden Liebenden stimmungsvoll nachzugehen.
Die alte Wache als Goethe-Memorial gestaltet – neben dem ehemaligen Pfarrhaus |
Nachsinnen im Inneren der Goethe-Gedenkstätte: Begegnung mit dem französischen Geistesleben – L’Éveil du Génie – das Erwachen des Genies |