Swami Vivekananda – Ein Leben für den Dialog (aktualisiert)


Dieses Farbposter von Swami Vivekananda
 stammt als ursprüngliches Foto
von dem Fotografen Thomas Harrison,
aufgenommen 1893 in Chicago.
Die hier abgebildete Haltung wurde später
als „Chicago pose“bekannt.
 
Der Hindu-Theologe Swami
Vivekananda, geb. 12.01.1863 in Kolkata/Kalkutta,
gest. 04.07.1902 in Haora,
Westbengalen, eigentlich Narendranath
Datta, 
gehörte einer der oberen Kasten an.
Er erhielt seine Ausbildung an
britischen Schulen in Indien.
Mehr zu
Vivekananda bei
“Vedanta Yoga”



In seiner religiösen Entwicklung spielt
die Begegnung mit Ramakrishna (seit 1881) eine große Rolle.
Mehr zu Sri Ramakrishna (1836-1886): 
Gelebte Heiligkeit: hier
Infos bei Wikipedia: hier
Vivekananda sah es als seine
Aufgabe, die hinter dem asketischen Auftreten stehende Lebensphilosophie von
Ramakrishna in Predigten und Reden weiter zu verbreiten, besonders auch im
Westen. Insgesamt predigte er mit dem Ziel, in den Menschen eine religiöse
Bewusstseinsänderung zu bewirken:
Denn Menschen dürfen niemals tyrannisiert,
unterdrückt oder getötet werden, denn jeder Mensch ist Teil des unsterblichen Geistes, der seinen Ursprung in Gott hat.
Dabei ging es Vivekananda hauptsächlich
darum, die Bedeutung der orientalischen Religiosität  gegenüber dem Westen herauszuheben, ohne
arrogant auf westliche Denkweisen herabzublicken. Allerdings bemängelte er,
dass die westliche Mentalität zu sehr auf militärische und politische Dinge
ausgerichtet sei. Hier spielen natürlich auch Vivekanandas Erfahrungen mit dem
britischen Kolonialismus in Indien eine erhebliche Rolle. In praktischer
Konsequenz gründete er die Ramakrishna-Mission in Kalifornien in den späten
1890er Jahren. Den Rest seines kurzen Lebens verbrachte er überwiegend in Europa,
Indien und in den USA.
Vivekananda gewann
zunehmende Aufmerksamkeit auch von westlichen Denkern und religiösen Menschen,
so dass er als Vertreter des Hinduismus mehr spontan zum ersten
Parlament der
Weltreligionen 1893 in Chicago
eingeladen wurde:
https://religiositaet.blogspot.com/2017/12/parlament-der-weltreligionen-parliament.html
Swami Vivekananda auf
der Bühne des Parlaments der Weltreligionen 1893 in Chicago
Artikel von Veena Howard (22.07.2018):
Swami Vivekananda on the World Stage of the Parliament of the World’s Religions



In seiner Auseinandersetzung mit
dem Westen erinnert Vivekananda daran, dass das dominierende westliche
Christentum sich letztlich auf Jesus von Nazareth, also eine orientalische
Gestalt beruft, ja er sieht in Jesus den wahren Sohn des Orients. Als der
Christus hat er die besondere göttliche Verbindung zum Ausdruck gebracht und
kann Vorbild für alle Menschen sein. Insofern leben Asiaten näher am Christus,
weil die orientalische Geistlandschaft (oriental mind) im Sinne 

der non-dualistischen Vedanta-Philosophie sich auf etwas Bleibendes beruft,
nämlich ewiges Glück gegenüber irdischem Glücksverlangen, Überwindung des Todes
und ewiges Leben.
Mehr zu Vedanta:
https://vedanta-yoga.de/vedanta/
(abgerufen 23.11.2018) 

Vivekanandas Elternhaus in Kolkata,
jetzt Kulturzentrum und Museum
(wikipedia.en)

Vivekananda betont im
Sinne des Vedanta, dass alle Menschen Teil an dem unsterblichen Geist Gottes
haben. Sie vergessen  dies jedoch zum
Teil oder missachten diese universale Wesensstruktur. Diese Anteilhabe am
Göttlichen mahnt aber, Menschen nicht klein zu machen, denn die Irdischen haben alle diesen göttlichen Wert. Jesus
als ein solcher Botschafter hat keine neue Glaubenslehre in die Welt bringen
wollen. Er hat keinerlei Ansprüche an Besitz und Reichtum gestellt. Die Verbindung
von äußerer Armut und innerem Reichtum kommt in ihm besonders intensiv zum
Ausdruck. So nimmt Vivekananda auch das Jesuswort auf (Matthäus 8,20): „Die Füchse
haben Höhlen, die Vögel haben Nester, aber der Menschensohn hat nichts, wo er
sein Haupt hinlegen kann“. Diese Aussage ist jedoch zugleich Ausdruck innerer
Freiheit. Wer so lebt, geht den Weg des Heils. Einen anderen Weg gibt es nicht
(„Jesus lays down no other way“). Die Menschen des Westens quälten stattdessen die
heiligen Texte der Bibel zerrten sie wie Gummi hin her und bauten sich so ihre
eigenen, passenden Jesusbilder.
Darauf nimmt übrigens
auch der iranisch-deutsche Dichter SAID in „seinem“ Jesus scharfsinnig Bezug:
https://buchvorstellungen.blogspot.com/2018/10/buch-des-monats-november-2018-said.html
Um herauszufinden,
wer Jesus wirklich ist, müsse man sein Leben betrachten, denn der beste
Kommentar über diesen Wanderprediger ist sein bescheidenes irdisches Leben
selbst. Da sehe man, dass Jesus eine ungebundene Seele, Teil des göttlichen
Geistes, war. Seinen irdischen Körper benutzte er allein dafür, um für das Gute
und eine wahre Menschlichkeit zu arbeiten.
In einem öffentlichen
Vortrag, den Vivekananda mehrfach in Amerika und Europa hielt, verstärkte er
nicht nur diese Themen, sondern lehnte auch jede exklusivistische Position ab. So
gehört Jesus in die Reihe der Botschafter und Propheten, in denen der unendliche
Gott präsent ist. Diese Botschafter zeigen alle auf ihre jeweils besondere Weise
den Weg zur Erlösung.
Paul J. Griffiths (ed.): Christianity Through Non-Christian Eyes.
Faits Meets Faith Series. 

Maryknoll, NY: Orbis 1990, S. 204–214, Zitat: S. 214

Übrigens hat auch
der französische Schriftsteller, Pazifist und Literaturnobelpreisträger
 Romain
Rolland
(1866–1944) sich sowohl mit Ramakrishna als auch mit Vivekananda
ausführlich beschäftigt:
————————————————————————————————————————–
Indische Briefmarke im Buch von RADICE, William (ed.)
zu Swami Vivekananda 



Literaturhinweise

Die
vollständigen Werke von Swami Vivekananda, 6 Bände (freier Dowwload)

https://www.holybooks.com/complete-works-of-swami-vivekananda/
VIVEKANANDA. Vedanta. Der Ozean der Weisheit. Eine
Einführung in die spirituellen Lehren und die Praxis des geistigen Yoga in der
indischen Vedanta-Tradition. Herausgegeben mit einer Einführung von Swami
Chetananda. München u.a.: Scherz für O.W. Barth 1989 (Dialog 11/91-12935)
MITRA, Arpita: Die Zukunft der Religion und die Religion der Zukunft. Die Ideen des Swami Vivekananda
Religionen unterwegs, 28. Jg., Nr. 04 (Dezember 2022), S. 16-23
MYREN, Ann / MADISON, Dorothy
(eds.): Living at the Source. Yoga Teachings of Vivekananda.
Boston & London: Shambhala 1993, XXIV, 153 pp., Glossary
PRASAD, Bhaiya Subhash Chandra:
The
Socio-Political Philosophy
of Swami Vivekananda.

Dissertation.Com  (Indien) 1999, XIV, 278 pp. 


RADICE, William
(ed.): Swami Vivekananda
and the Modernization of Hinduism.
Oxford (GB): Oxford Univ. Press 1998

RAMBACHAN, Anantanand:
The Limits of Scripture.
Vivekananda’s Reinterpretation of the Vedas.
Honolulu:
University of Hawaii Press 1994, IX, 171 pp., index
SIL, Narasingha P.: Swami Vivekananda.
A Reassessment.

Cranbury, NJ / London u.a.:

Associated University Press 1997, X, 250 pp., index 
  • Raja-Yoga (Konzentration),
  • Jnana-Yoga
    (Erkenntnis)
  • Karma-Yoga (Handeln)
  • Bhakti-Yoga (Liebe)

Kanyakumari an der Südspitze Indiens:  Statue des Tamil-Dichters Tiruvalluvar
und Vivekananda-Rock-Memorial im Morgenlicht
(Wikipedia.en)



Reinhard Kirste 
relpäd/Vivekananda , 24.11.2018


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