1. Yaroslav Hrytsak:
UKRAINE.-Biographie einer bedrängten Nation
Aus dem Englischen von Karlheinz Dürr und Norbert Juraschitz
München: C.H. Beck 2024, 480 S. — ISBN 978 3 406 82162
Die ukrainische Originalausgabe erschien 2022 unter dem Titel «Podolaty mynule Hlobal’na istorija Ukrajiny» bei Portal Books. Diese Ausgabe folgt der englischen Übersetzung, die in Großbritannien 2023 bei Sphere Books in London unter dem Titel «Ukraine. The Forging of a Nation» erschien.
Diese spannende Reise in die Geschichte der Ukraine beginnt bereits mit dem ausgezeichnet erklärenden Untertitel, der aus ukrainischer Perspektive für viele Jahrhunderte die bedrängte Ukraine in der Geschichte Osteuropas zum Ausdruck bringt:
Der Einleitung, S. 7 folgt „Was sagt ein Name aus?“ S.17 ff und „Die Rus“, S. 43 sowie „Eine kurze Geschichte des ukrainischen Brotes“, S. 83. Mit „Der Kosakenstaat”, S. 95, geht es weiter. Sehr lesenswert „Eine kurze Geschichte des ukrainischen Liedguts“, S. 141 und „Das lange 19. Jahrhundert”, S. 151 mit „Eine kurze Geschichte des ukrainischen Grenzlands, S. 207.
Die „Ukraine, 1914–1945 ist von Höhepunkten und Tiefpunkten gleichermaßen bestimmt, S . 219. Dazu gehört unmittelbar „Eine kurze Geschichte der Gewalt, S. 326 und die „Nachkriegs-Ukraine, S. 349 . Zum besseren Gesamtverständnis dient der Abschnitt „Eine kurze Geschichte der ukrainischen Sprache, S. 401, mit einem Ausblick auf die unabhängige Ukraine, S. 425.
„In den letzten Jahren ist im Westen viel über die Geschichte der Ukraine geschrieben worden – aber zumeist von westlichen oder im Westen lebenden und lehrenden Historikern. Yaroslav Hrytsaks Werk bietet die Perspektive aus der Ukraine. Es seziert die Mythen der russischen Propaganda, bewahrt sich aber auch einen kritischen Blick für ukrainische Legenden und Übertreibungen. Wenn Staaten Pässe hätten, würde darin 1914 als Geburtsjahr der Ukraine eingetragen, schreibt Hrytsak. Gleichzeitig aber wäre diese moderne Staatsbildung nicht denkbar gewesen ohne die lange Geschichte der ukrainischen Nationsbildung. Daher setzt dieses Buch mit der Geschichte der Rus ein und spannt den Bogen bis in die Gegenwart, wo sich die Ukraine von einer ethnischen zu einer zivilgesellschaftlichen Nation gewandelt hat, deren politische Kultur sich fundamental von der Russlands unterscheidet. Eine faszinierende und moderne Geschichte der Ukraine, erzählt von einem ihrer prominentesten Intellektuellen …
Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine ist nicht einfach nur ein weiterer Krieg. Dieser Krieg wird die Konturen der künftigen Welt bestimmen. Historiker diskutieren, was geschehen wäre, wenn die Griechen die Perserkriege verloren hätten. Es gehört nicht viel Fantasie dazu, sich auszumalen, was geschehen wäre, wenn die Ukraine in den ersten Kriegswochen nicht erfolgreich Widerstand geleistet hätte. Damit erklärt sich die Stärke des ukrainischen Widerstands, von dem nicht nur Wladimir Putin überrascht wurde. Yaroslav Hrytsak, einer der einflussreichsten ukrainischen Historiker der Gegenwart, bettet die Geschichte der Ukraine in die Geschichte Europas und ihre globalen Zusammenhänge ein und zeigt die Wechselwirkungen.
Sein Buch wurde in der Ukraine zum Bestseller und erklärte der angegriffenen Nation, woher sie kam, was sie prägte und woran ihre Widerstandskraft gegenüber der russischen Aggression lag. Als Ziel empfiehlt sich gerade aus dieser Geschichte heraus, sich auf die liberale Demokratie des Westens einzulassen (Verlagsinformation).
Vgl. Dazu diese Ukraine-Seiten
Ergänzend. Yaroslav Hrytsak: Overcoming the Past: A Global History of Ukraine >>>
„Die unverzichtbare Geschichte der Ukraine, geschrieben von einem der größten ukrainischen Denker und Historiker“ (Timothy Snyder, vgl. auch sein Buch: Bloodlands, 2022
Vgl. ebenfalls: Petro Burkovskyj, Oleksij Haran: Konflikt und Kooperation.
Die Ukraine und Russland: Eine Beziehungsdynamik. In: Osteuropa (60), 2-4/2010, S. 331–349.
Weiterführende Literatur
Ukraine & Osteuropa: Bedrohte Gegenwart – dramatische Vergangenheit – Hoffnungen
2. Andreas Kappeler: Ungleiche Brüder. Russen und Ukrainer vom Mittelalter bis zur Gegenwart.
München: C.H. Beck 2022, 267 S., mit 10 Abbildungen und 4 Karten — ISBN 978-3-406-79006-5 .
Verlagsinformation mit Inhaltsverzeichnis und Leseprobe >>>
“Russen und Ukrainer bezeichnen sich seit Jahrhunderten als Brudervölker, wobei sich die Russen in der Rolle des großen Bruders sehen. Dieses Buch erzählt die Geschichte dieser ungleichen Brüder als Wechselspiel von Verflechtungen und Entflechtungen …”
3. Alex Lissitsa: „Meine wilde Nation. Die Ukraine auf dem Weg in die Freiheit“
München; C.H.Beck 2024, 288 S.,1 Karte —- ISBN 978-3-406-81409-9
Ausführliche Leseprobe >>>
“Kiew, 23. Februar 2022: Alex Lissitsa steht vor dem Präsidentenpalast und erhält einen Anruf. Ein Freund vom Geheimdienst ist dran: die Russen, morgen geht es los. Von diesem Moment an ist nichts mehr, wie es war. Es beginnt eine mehr als zweijährige Odyssee durch ein aufgewühltes Land, die mitten hinein führt in den Kriegsalltag …”
4. Gwendolyn Sasse: Der Krieg gegen die Ukraine, Hintergründe, Ereignisse, Folgen
München: C.H. Beck 2024, 2. Aufl. 2022, 128 S., 4 Karten — 978-3-406-79305-9
Inhaltsverzeichnis und Leseprobe >>>
“…der Ukraine Krieg? Und wie erklärt sich die Stärke des ukrainischen Widerstands, von dem nicht nur Wladimir Putin überrascht wurde, sondern auch viele westliche Beobachter …”
Putin Made a Profound Miscalculation on Ukraine (New York Times, 19.03.2022) >>>
5. Vladimir Esipov: Die russische Tragödie.
“Wie meine Heimat zum Feind der Freiheit wurde“,
München: Heyne (Penguin) 2024, 320 S. — ISBN 978-3-453-60683-8
Verlagsinformation >>>
Leseprobe >>>
Vgl. auch: Bastian Matteo Scianna: Sonderzug nach Moskau. Geschichte der deutschen Russlandpolitik
seit 1990. München: C.H. Beck 2024, 5 Karten — ISBN 978-3-406-82210-0
Verlagsinformation >>>
Inhaltsverzeichnis mit Leseprobe >>>
6. Jörg Baberowski: Der sterbliche Gott. Macht und Herrschaft im Zarenreich
München: C.H. Beck Verlag 2024,1370 S., 55 Abb., 2 Karten — 978-3-406-71420-7
Inhaltsverzeichnis mit ausführlicher Leseprobe >>>
Dieses Buch ist gewissermaßen geopolitisch lesenwert, und zwar über Russland hinaus: Es geht um Grundlagen staatlicher und gesellschaftlicher Ordnungen. Der Autor zeigt, wie schnell sich diese auflösen können. Wer verstehen will, was Macht und Herrschaft sind und warum sie in Russland andere Formen annahmen als im Westen Europas, der findet Antworten in diesem Buch. Denn seit jeher inszenierten sich Russlands Herrscher als allmächtige Autokraten, die ihr Land mit eiserner Faust regierten. In Wahrheit sind jeweilige politische Inszenierungen nur eine Fassade, hinter der sich die Schwäche des Staates verbergen konnte. In diesem Kontext war auch das zarische Vielvölkerimperium ein fragiles Gebilde.
Mehr zum Autor Jörg Baberowski (Humboldt-Universität Berlin) >>>
„Beim Osteuropa-Historiker Baberowski lernt man aus der Historie heraus immer auch Grundsätzliches über die Strukturen von Macht, Gewalt und Terror.“ (Die WELT mit Interview, 27.09.2024)
Prof. Dr. Eckhard Freyer, Bonn